Die Luxemburger Firmenchefs sind besorgt

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LUXEMBURG - Die Firmenchefs sehen schwarz für das Jahr 2012. So das ernüchternde Ergebnis einer Umfrage der Luxemburger Handelskammer. Die Stimmung in Luxemburg ist gedrückter als in den Nachbarländern.

Bereits zum 19. Mal haben die Europäischen Handelskammern die Stimmung in den Führungsetagen ihrer Unternehmen abgefragt. So auch in Luxemburg. Und wie auch sonst in Europa ist diese getrübt. Durchgeführt wurde die Befragung Mitte Oktober.

8,9
Milliarden Euro

wird in 2012, laut Handelskammer, der Verlust am BIP in Luxemburg durch die Krise betragen.

Hatte es Anfang des Jahres noch so ausgesehen, als ob die Wirtschaft wieder auf die Füße komme, so hatte der Sommer die Unternehmen eines Besseren belehrt. Lediglich jeder zehnte Firmenchef in den Produktionsbetrieben und 13,4 Prozent der Dienstleistungsanbieter glauben jetzt noch an eine Verbesserung ihres Wirtschaftsumfeldes. 30,5 Prozent der Unternehmenschefs, die an der Umfrage teilgenommen haben, sehen sogar eine Verschlechterung des Geschäftsklimas voraus.

Arbeitsplatzentwicklung

Auch auf dem Arbeitsmarkt sehen sie ein Tief auf sich zukommen. Etwa drei Viertel von ihnen gehen im besten Fall davon aus, dass die Zahl der Arbeitsplätze in ihrer Firma stabil bleibt. Besonders in den Industriebetrieben ist man pessimistisch was die Arbeitsplatzentwicklung angeht.

Die Handelskammer beobachtet seit einigen Jahren schon eine regelrechte Desindustrialisierung in Luxemburg, die sie auf eine nicht konkurrenzfähige Preis- und Kostenstruktur zurückführt. Carlo Thelen, Chefökonom der Handelskammer, sieht diese Entwicklung mit Besorgnis: „Eine Wirtschaft ohne eine Industrie ist keine ernst zu nehmende Wirtschaft“, sagte Thelen, bei der Präsentation der Umfrage am gestrigen Donnerstag. Dem allgemeinen Pessismismus zum Trotz gebe es viele Gründe, Hoffnung zu haben, meint der Wirtschaftswissenschaftler.

Zum einen sei da die USA. Der Konsum in den Vereinigten Staaten lege zu; der Handel steht vor dem Weihnachtsgeschäft – einer ersten Bewährungsprobe nach der Krise.

Exporte

Daneben seien die Perspektiven in Deutschland – besonders bei den Exporten – „nicht schlecht“, so Thelen. Dieses Jahr seien die Exporte um 12 Prozent gewachsen, nächstes Jahr sollen es immerhin noch 6 Prozent sein. Luxemburg könne hiervon profitieren, indem die Betriebe hierzulande jenen in Deutschland zuliefern, erklärt er.

Auch tut sich etwas in der Politik. „Wenn man mit dem Rücken zur Wand steht“, so Thelen, dann ginge es oft schnell mit Interventionen. So zum Beispiel bei dem koordinierten Eingriff von sechs Zentralbanken in die Wirtschaft Mitte dieser Woche.

Potenzial

Auch in den Schwellenländern sieht die Handelskammer noch Potenzial für Wachstum. Sie könnten die Schwächen anderer Länder kompensieren. „Auch wenn es in vereinzelten Wirtschaftsblöcken eine Rezession gibt, kann die Weltwirtschaft wachsen“, sagt der Ökonom der Handelskammer. „Man muss sich allerdings die Frage stellen, ob Luxemburg fähig ist, sich zu reformieren“, sagt er.

Der Ökonom verweist auf den schwächelnden Bankensektor, die fallende Wettbewerbsfähigkeit, die steigende Zahl der Insolvenzen und die anschwellende Arbeitslosigkeit. Der Außenhandel sei in den vergangenen Jahren immer wichtiger für die hiesige Wirtschaft geworden und deshalb müsse man wettbewerbsfähig bleiben.