Die Medienexpertin aus Texas

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Prof. Dr. Lea Hellmueller ist Schweizerin, forscht in Houston, Texas, und hat ein offenes Ohr für die Unterstützer von Clinton und Trump.

Mit ihrem neutralen Blick analysiert die Schweizer Medienexpertin Prof. Dr. Lea Hellmueller kühl, wieso der Journalismus zunehmend in Verruf gerät, räumt aber auch mit den Märchen von unfairer Berichterstattung über „The Donald“ auf. Ein Interview.

Wie wird der Wahlkampf in den texanischen Uni-Kreisen wahrgenommen und diskutiert?

Prof. Dr. Lea Hellmueller: Der Wahlkampf beschäftigt uns nun schon fast ein Jahr und hat zu vielen intensiven Diskussionen geführt. Was ich beobachte, sind vor allem Wahlkampf-Ermüdungserscheinungen und eine heftige Polarisierung zwischen Republikanern und Demokraten. Die Reaktionen von Latinos und Afroamerikanern sind jedoch auch heftig. Die meisten sind überzeugt, dass sich dieser Wahlkampf deutlich von bisherigen Wahlkämpfen unterscheidet.

Worin sehen Sie den größten Unterschied?

Der größte Unterschied ist, meiner Meinung nach, die hohe Ablehnungsquote der Kandidaten und die Negativität, mit der in diesem Wahlkampf diskutiert, aber auch berichtet wird. Einige meiner republikanischen Kollegen wählen zum Beispiel Hillary Clinton, nicht weil sie diese als nächste Präsidentin sehen möchten, sondern weil sie dadurch eine Trump-Präsidentschaft verhindern wollen. Ich glaube, diese Oppositionswahl und die Negativität hängen zusammen: Die Trump-Kampagne findet deswegen wenige Befürworter in den Latino- und afroamerikanischen „Communities“.

Welche Tiefpunkte gab es aus Sicht der Afroamerikaner?

Bei den Afroamerikanern hat Trump keinen guten Stand, weil er wiederholte Male infrage gestellt hat, ob Präsident Obama in den USA geboren ist. Zudem hat er die Afroamerikaner als arm, ungebildet und kriminell dargestellt. Er wollte ihnen damit mitteilen, dass sie ihn wählen sollen, weil sie ja nichts zu verlieren hätten und ihm eine Chance geben könnten, diesen Zustand zu verändern. Dies hat aber das Gegenteil bewirkt und negative Emotionen zum Ausdruck gebracht.

Und bei den Hispanics?

Bei den Hispanics hat er einen noch schlechteren Stand: Er hat die Latinos wiederholte Male mit Vergewaltigung und Kriminalität in Verbindung gebracht, vor allem illegale Einwanderer. Damit hat er keine Stimmen geholt, sondern negative Reaktionen und viele Demonstrationen provoziert. Zusätzlich hat er in einer Pressekonferenz Jorge Ramos, einen der wichtigsten Latino-Journalisten, aus dem Raum geschickt, weil er sich provoziert fühlte.

Dennoch ist Trump bei vielen Republikanern beliebt.

Ja, Trump spricht vielen republikanischen Wählern aus dem Herzen, die sich schon länger gegen illegale Einwanderung einsetzen und ihr ein Ende setzen wollen. Er findet auch viele Befürworter bei Wählern, die Angst haben, dass neue Waffengesetze in Kraft gesetzt werden könnten. Unterstützung erhält er auch von Wählern, die Angst haben, wegen Immigranten in die Arbeitslosigkeit abzudriften. Und es gibt natürlich Republikaner, die die Clintons einfach nicht mögen, so simpel das vielleicht klingen mag.

Liegen bereits wissenschaftliche Erkenntnisse zu dieser Entwicklung vor?

Ja, es haben sich zwei Lager entwickelt, die stark polarisieren und sich gegenseitig mit Negativschlagzeilen provozieren. So haben Untersuchungen etwa gezeigt, dass negative Bilder, vor allem auch negative Emotionen, die im Fernsehen oder in sozialen Netzwerken gezeigt werden, Angst und Stress verursachen können (…)

Lesen Sie das vollständige Interview in der Montagsausgabe (7.11.2016) des Tageblatt.