„I Predict a Riot!“

„I Predict a Riot!“

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

ESCH/AlZETTE - Helios ließ Gnade walten und zeigte sich von Zeit zu Zeit von seiner guten Seite. Die Festivalbesucher bedankten sich, lautstark jubelnd, verrucht tanzend und ließen sich treiben im sanftweichen Klang der auftretenden Bands.

Bereits am frühen Nachmittag fiel der Startschuss zur elften Auflage des Terres-Rouges-Festivals. Auf der Bühne Los Dueños del Ska, die Gewinner der diesjährigen Escher „Faites de la musique“, dicht gefolgt von De Läb, Luxemburgs Hip-Hop-Sensation schlechthin. Ihre Show, ihre Beats und Vibes, ihre wortgewandten Lyrics haben es auch dieses Mal nicht verfehlt, das Publikum (vor allem eher junge Leute) mitzureißen.

Dem fehlenden Gast weinte vermutlich keine Menschenseele hinterher, vor allem nicht die einheimischen Bands, die sich über eine doppelte Gage freuen, aber trotzdem nicht länger spielen durften. The Subways, vor allem dank der aufreizenden Bassistin und dem rothaarigen Gitarristen, fesselten ihr Publikum mit ihrem Hit „Rock’n’Roll Queen“ und heizten es ein für Sunrise Avenue, die bereits im Jahr 2008 auf dem Escher Galgenberg zum Konzert luden.

Leider konnten The Subway doch nicht wirklich begeistern, mit ihren vielen Coversongs und der etwas seichten und langweiligen Stimme von Samu Haber.

Sozial tragbar?

Die Stimmung ist dennoch lässig, trotz der vielen Unannehmlichkeiten (z.B.: Es gibt kein Crémant! „Epic Fail“ wie man heutzutage sagt). Es wird getanzt und getrunken. Und die Politiker? Sie schütteln Hände, im abgesperrten VIP-Bereich, der gestern allem Anschein nach für jedermann frei zugänglich war.

Doch während die einen sich über Politik und Schlaglöcher unterhielten, riefen andere zum ewigen Tanz auf. Gitarristen ließen sich auf den Händen ihrer Fans tragen, andere liefen sich auf der Bühne die Füße wund, animierten, lobten, die Besucher, Luxemburg, das Festival selbst, dass in den vergangenen Wochen mehr als einmal im Kreuzfeuer der Kritik stand. Vermutlich zu recht, denn auch wenn sich das Terres-Rouges-Festival ein politisch besiegeltes Festival nennt, ein Festival für alle, gesponsert von der Stadt Esch und zahlreichen anderen Geldgebern, so fehlt nach näherem Betrachten doch der soziale Bezug: 3,75 Euro für ein Sodadrink, 3 Euro für 20 Zentiliter stilles Wasser, 5 Euro für ein paar versalzte Pommes und obendrauf 25 Euro Eintrittsgebühren sind für einige Besucher dann doch zu viel des Guten.

So entschied sich mehr als nur einer, das Festival kurzweilig zu verlassen, bequem mit dem Fahrstuhl in die Innenstadt zu fahren, sich dort zu erschwinglichen Preisen einen Snack zu gönnen, um wenige Augenblicke später wieder den Anstieg auf den Galgenberg in Angriff zu nehmen, wo Shaka Ponk mit ihrem Crossover zwischen industriellem Metal und Funk und vor allem mit ihrer affigen (ein bisschen wie die Gorillaz haben sie einen Affen als Markenzeichen) Bühnenshow ihre Fans begeistern.

Kaiser Chiefs, Headliner und krönender Abschluss des diesjährigen Terres-Rouges-Festivals und letztmals im Jahr 2007 im Rahmen des Red-Rock-Festivals in Luxemburg, bilden den Epilog eines Festival, das manch einer mit gemischten Gefühlen verlassen hat. Ihr prophetischer Song „I Predict a Riot“ hat ja auch an Aktualität nichts eingebüßt.