Krieg in NahostIsrael verstärkt nach Beschuss Offensive im Gazastreifen -Streit um Wehrpflicht für Orthodoxe

Krieg in Nahost / Israel verstärkt nach Beschuss Offensive im Gazastreifen -Streit um Wehrpflicht für Orthodoxe
Mit berittenen Polizisten gegen orthodoxe Protestler: Israel kämpft auch mit den innenpolitischen Folgen seiner Gaza-Offensive Foto: AFP/Ahmad Gharabli

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Nach dem massivsten Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen seit Monaten hat die israelische Armee ihre Offensive in dem Palästinensergebiet verstärkt. Derweil setzte Israel den Leiter der Al-Schifa-Klinik in Gaza auf freien Fuß. Auch eine weitere Entscheidung sorgt weiterhin für Streit in Israel.

Wie die israelische Armee mitteilte, feuerten militante Palästinenser eine Salve von etwa „20 Geschossen“ aus dem Süden des Küstengebiets auf Israel ab. Die meisten Raketen seien abgefangen worden, einige von ihnen „schlugen im Süden Israels ein“. Opfer gab es demnach keine. Die Abschussorte der Raketen seien von der israelischen Artillerie getroffen worden, erklärte die Armee.

Die Al-Kuds-Brigaden, der bewaffnete Arm der militanten Palästinensergruppe Islamischer Dschihad, erklärte, die Raketensalve abgefeuert zu haben. Der Islamische Dschihad ist mit der Hamas verbündet. Hunderte Kämpfer beider islamistischer Palästinensergruppen hatten am 7. Oktober einen beispiellosen Überfall auf Israel verübt, der den Krieg im Gazastreifen auslöste. Als Reaktion auf den Überfall geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. 

Nach dem erneuten Raketenbeschuss am Montag verstärkte die israelische Armee ihre Offensive in Schudschaija, einem Vorort der Stadt Gaza im Norden des Küstengebiets. Die Truppen hätten bei Angriffen in Schudschaija „zahlreiche Terroristen ausgeschaltet“, erklärte die Armee. Auch bei Luftangriffen seien „etwa 20“ Kämpfer getötet worden. Die israelischen Streitkräfte seien zudem in Rafah und im Zentrum des Gazastreifens im Einsatz, hieß es weiter.

Unterdessen wurden der Leiter des Al-Schifa-Krankenhauses und Dutzende weitere von Israel festgenommene Palästinenser aus dem Gazastreifen auf freien Fuß gesetzt. Klinikleiter Mohammed Abu Salmija gab an, in der israelischen Haft „schwerer Folter“ ausgesetzt worden zu sein. Auch würden die Gefangenen körperlichen und psychischen Demütigungen ausgesetzt. Die israelische Armee gab auf Nachfrage der Nachrichtenagentur AFP an, diese „Informationen zu überprüfen“.

Streit über Wehrpflicht

Salmija war bei einem israelischen Einsatz in der Al-Schifa-Klinik festgenommen worden. Israel beschuldigt die Hamas, Zivilisten als menschliche Schutzschilde und zivile Einrichtungen wie Krankenhäuser und Schulen für ihre Infrastruktur zu missbrauchen, unter anderem als Kommandozentralen und Waffenlager – darunter auch das Al-Schifa-Krankenhaus. Die Hamas streitet dies ab.

Derweil eskaliert in Israel der Konflikt um die Einführung der Wehrpflicht für ultraorthodoxe Juden. In der Nacht zu Montag protestierten Tausende streng religiöse Demonstranten in Jerusalem gegen die Anordnung des Obersten Gerichts zu ihrer Armee-Einberufung. Dabei kam es im religiösen Jerusalemer Stadtteil Mea Schearim auch zu Zusammenstößen mit der Polizei.

Das Gericht hatte vergangene Woche mit einem historischen Urteil eine seit langem bestehende Ausnahmeregelung zur Freistellung Ultraorthodoxer vom Wehrdienst gekippt. Die Richter begründeten ihre Entscheidung unter anderem mit der „ungleichen Belastung inmitten eines schwierigen Krieges“. Der Gerichtsentscheid könnte Netanjahus rechtsgerichtete Regierung zu Fall bringen, die auf die Unterstützung ultraorthodoxer Parteien angewiesen ist.