Frankreich-WahlenLuxemburger Linke erklärt sich solidarisch mit dem NFP

Frankreich-Wahlen / Luxemburger Linke erklärt sich solidarisch mit dem NFP
Luxemburgische Politiker zeigen ihre Unterstützung für Cécilia Gondard vom Nouveau Front populaire (NFP) Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

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Während es in den grenznahen Wahlbezirken eine hohe Zustimmung für die Kandidaten des rechtsextremen Rassemblement national gab, liegt im vierten Wahlbezirk der Auslandsfranzosen (Benelux) nach dem ersten Durchgang die linke Kandidatin Cécilia Gondard vorn. Am Montag sagten ihr drei luxemburgische Parteien ihre Unterstützung zu.

Während die französische Nationalmannschaft gerade im Achtelfinale der Fußball-EM gegen Belgien zu spielen begann und die ersten Stadiongeräusche via Fernseher aus der Gaststätte des Bonneweger Gewerkschaftscasinos drangen, fanden sich im Hauptsaal mehrere luxemburgische Politiker ein: Franz Fayot und Marc Angel (beide LSAP), Sam Tanson und Tilly Metz („déi gréng“) sowie David Wagner („déi Lénk“). Allesamt gratulierten sie Cécilia Gondard zu ihrem Erfolg in der ersten Runde der französischen Parlamentswahlen, deren zweiter Durchgang am kommenden Wochenende bevorsteht.

Die Kandidatin des Nouveau Front populaire (NFP) konnte Pieyre-Alexandre Anglade von Ensemble, dem Wahlbündnis von Präsident Emmanuel Macron, hinter sich lassen. Damit kommt es in der Stichwahl am kommenden Sonntag einmal mehr zum Duell derselben Kandidaten wie 2022 – nur liegt diesmal Gondard mit 37,45 Prozent der Wählerstimmen vor Anglade (35,46 Prozent). Letzterer vertritt die in den Benelux-Staaten lebenden Franzosen seit 2017 in der Pariser Nationalversammlung. Gondard kandierte vor zwei Jahren für den Parti socialiste (PS). Damals lag sie hinter Anglade.

Charlotte Beaufils, die Kandidatin des rechtsextremen Rassemblement national (RN), schaffte es hingegen nicht in den zweiten Durchgang. Sie kam auf 9,04 Prozent der Stimmen, gefolgt von Geneviève Machicote (Les Républicains) mit 6,18 Prozent, die 2022 noch den dritten Platz belegte. Von den etwa 158.000 französischen Wählern, die in den Benelux-Ländern registriert sind, nahmen rund 75.000 an dem Urnengang teil, also knapp 48 Prozent.

Luxemburg bleibt Macron-Hochburg

In Luxemburg hielt Anglade die Hochburg der Macronisten, indem er mit 46,55 Prozent deutlich vor Gondard (21,32 Prozent) führt. Bereits während ihrer Kampagne zum ersten Wahlgang erhielt Gondard die Unterstützung mehrerer luxemburgischer Politiker wie Angel, Fayot und Metz. Im Vergleich zu den anderen beiden Benelux-Staaten kam die RN-Kandidatin Beaufils auf 14,12 Prozent. Von den französischen Wählern hierzulande enthielten sich mit 49,2 Prozent knapp die Hälfte der Stimmen. Die Möglichkeit, per Internet an der zweiten Runde teilzunehmen, besteht für die Auslandsfranzosen ab Mittwoch, 12 Uhr, bis Donnerstag, 4. Juli, um 18 Uhr.

Als Erster der im Bonneweger Casino versammelten Politiker sprach Franz Fayot seine Unterstützung aus. Er wies darauf hin, dass die Wahlbeteiligung dieses Mal außergewöhnlich hoch war, aber bei den Auslandsfranzosen noch eine größere Anstrengung unternommen werden müsse. „Etwa 50 Prozent Wahlbeteiligung“, so Fayot, „da ist noch mehr drin.“ Das sind zwar deutlich mehr als die etwa 28 Prozent 2022, aber auch weit unter dem diesjährigen nationalen Durchschnitt in Frankreich von 66,7 Prozent.

Derweil erinnerte sich Sam Tanson an jene Zeit, als sie in Paris studierte. Und sie war auch dort, als der Gaullist Jacques Chirac gegen Jean-Marie Le Pen vom Front national antrat. Chirac hatte damals mit 82,2 Prozent in der Stichwahl deutlich gegen den Rechtsextremen gewonnen. Die Grünen-Politikerin erinnerte zudem daran, dass bei den vergangenen beiden Präsidentschaftswahlen 2017 und 2022 Emmanuel Macron auch von Linken gewählt worden sei – gegen Le Pens Tochter Marine Le Pen.

Kämpferisch: Cécilia Gondard
Kämpferisch: Cécilia Gondard Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante

Dies sollte einer der vielen Gründe für Anhänger des Präsidenten sein, der große Verlierer der ersten Wahlrunde, jetzt im vierten Wahlbezirk der Auslandsfranzosen die Stimme Cécilia Gondard zu geben und sich zu einem Block gegen die extreme Rechte zu scharen. Tanson verwies darauf, dass der RN „komplett antiökologisch“ sei. Ein Sieg von Jordan Bardella, dem RN-Parteichef, wäre ein großer Schritt zurück. Tanson widerspricht auch der Behauptung mancher, unter einer rechten Regierung in Paris würde sich wenig ändern. „Da bin ich ganz anderer Meinung“, so Tanson, „daher geht wählen, und zwar die linke Alternative.“

Mit von der Partie war auch die Sozialistin Hélène Conway-Mouret, frühere Ministerin für die im Ausland lebenden Franzosen, um Gondard den Rücken zu stärken. „Wir müssen dieser rechten Welle widerstehen“, so die Senatorin und Universitätsprofessorin, die auf die „zahlreichen Widersprüche“ in der Wahl aufmerksam machte. Eine klare Fürsprecherin hat die linke Kandidatin auch in der grünen Europaabgeordneten Tilly Metz, die Frankreich als ihr „zweites Zuhause“ bezeichnete, die Gondard ihre Solidarität „gegen den Hass“ zusagte. Sie sprach nicht zuletzt die zunehmende Kluft von Armen und Reichen in Frankreich an.

Derweil wies der Abgeordnete David Wagner auf den Zusammenhang von Liberalismus und Autoritarismus hin. Er verglich Macron mit Margaret Thatcher. Er habe Frankreich in die Situation gebracht, in der sich das Land momentan befindet. Gegen den RN habe der NFP nun einige Nichtwähler wieder mobilisieren können. Marc Angel nannte das Bündnis als die einzige politische Kraft, die den RN in Gefahr bringen könne. Er mache sich auch Sorgen um Luxemburg. „Wir haben viel zu verlieren“, so Angel. Umso mehr gelte es, Widerstand gegen den RN zu leisten, betonte Cécilia Gondard. Sie habe das Resultat erwartet, dass der RN nun an den Türen der Macht anklopft. Umso wichtiger sei es jetzt, so die kämpferisch wirkende Kandidatin, „die Stimme dem NFP zu geben“. Gegen Ende der Veranstaltung war Jubel von den benachbarten „Rotondes“ zu hören. Frankreich hatte gewonnen, allerdings mithilfe eines belgischen Eigentors.

Gemeinsame Front:  Franz Fayot, Sam Tanson, Hélène Conway-Mouret, Cécilia Gondard, Tilly Metz, David Wagner, Marc Angel (von links nach rechts)
Gemeinsame Front:  Franz Fayot, Sam Tanson, Hélène Conway-Mouret, Cécilia Gondard, Tilly Metz, David Wagner, Marc Angel (von links nach rechts) Foto: Editpress/Fabrizio Pizzolante