SchülerartikelCloud Seeding: Fluch oder Segen?

Schülerartikel / Cloud Seeding: Fluch oder Segen?
Ein Auto steht auf einer überfluteten Straße nach heftigen Regenfällen in Dubai am frühen Morgen des 17. April 2024 Foto: AFP/Giuseppe Cacace

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Die Aufregung und Empörung waren groß! Als sich am 16. April 2024 sintflutartige Regenfälle in Dubai ereigneten, war die Ursache schnell ausgemacht: Dubai, eines der trockensten Gebiete der Erde, ist selbst schuld an der Katastrophe, die angeblich durch das Cloud Seeding hervorgerufen wurde.

Dann folgte aber die Entwarnung seitens der Experten: Die Überschwemmungen sind nicht auf das Cloud Seeding zurückzuführen, da solche Mengen an Regen (142 mm/m2 in 24 Stunden) nicht durch das künstliche Verfahren hervorgerufen werden können. Der Rekordregen in der Wüstenregion ist wohl eher dem globalen Klimawandel zuzuschreiben. Ironie der Geschichte: Erst im Dezember 2023 fand in Dubai die Weltklimakonferenz statt.

Aber worum genau handelt es sich beim Cloud Seeding, auch noch als „Wolken-Impfung“ bekannt? Bei dem Verfahren werden spezielle Partikel, wie zum Beispiel Silber-Jodid, Trockeneis oder Stickstoff, mithilfe von Flugzeugen oder Drohnen in die Wolken geschossen. Diese dienen als Keime, um zusätzliche Kondensation zu fördern. Dadurch bilden sich mehr Wassertröpfchen, die Feuchtigkeit anziehen und schließlich als Regen zu Boden fallen. Cloud Seeding wurde in den 40er-Jahren entwickelt und kommt schon seit den Sechzigern in den USA zum Einsatz.

Künstlicher Regen als Fluch?

Obwohl die Wirksamkeit vom Cloud Seeding seit längerem im Labor bestätigt ist, ist diese in der Natur nur schwer nachweisbar, da hier nicht die gleichen Bedingungen wie im Labor herrschen. Demzufolge kann ein „Entgleisen des Experimentes“ nie ganz ausgeschlossen werden. Unerwünschte Auswirkungen einer Wettermanipulation konnten zum Beispiel im Jahr 2009 in Peking beobachtet werden, als die Stadt nach einem Cloud Seeding in einem Schneechaos versank. Das alltägliche Leben lag tagelang brach. Des Weiteren sind die langfristigen Folgen einer Wettermanipulation nicht absehbar.

Hinzu kommt, dass zubetonierte Großstädte, wie Dubai, nicht für Starkregen ausgelegt sind, da deren Kanalisation keine großen Regenmengen abführen kann. Folglich kommt es schnell zu Chaos auf den Straßen und Flughäfen.

Es stellt sich aber auch eine moralische Frage: „Wem gehören die Wolken?“ Wenn ein Staat auf seinem Gebiet die Wolken komplett abregnen lässt, wird ein Nachbarstaat kein Regen mehr abbekommen. Somit schaffen wir ein großes Potenzial, um Konflikte, ja sogar Kriege anzuheizen.

Oder doch Segen?

Angesichts der globalen Erderwärmung und der sich häufenden Dürreperioden sieht die Menschheit sich dazu gezwungen, auf innovative Verfahren zurückzugreifen. Das Cloud Seeding soll dabei helfen, ausreichend Wasser zu liefern, auch um die Ernährung von Mensch und Tier zu gewährleisten. Kann man die weltweite Lebensmittelproduktion noch ohne „künstlichen“ Regen aufrechterhalten? Techniken zur Produktion von Wasser werden in Zukunft wohl unverzichtbar.

Letztendlich stellt sich aber die Frage, ob dies nicht zu kurz gedacht ist und ein Teil der Menschheit lernen muss, wie man gewissenhaft mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen der Natur umgehen soll.

Meinungsfreiheit

Im Rahmen des Projekts Pressefreiheit überlässt das Tageblatt Nachwuchs-Journalisten einen Teil seiner Zeitung. Hier können Schüler zu den Themen schreiben, die ihnen naheliegen. In der heutigen Ausgabe melden sich Schüler des 5C5 am LCD zu Wort.

Dds Rui
14. Juni 2024 - 13.41

WENN joe kein journalist wird, dann weiss ich auch nicht

Dds Rui
7. Juni 2024 - 8.39

Sehr guter Artikel von Joe Scheuren. Toller Artikel, wow