WM„Größte Rugby-Show auf Erden“: Südafrika und Neuseeland machen Gigantenduell perfekt

WM / „Größte Rugby-Show auf Erden“: Südafrika und Neuseeland machen Gigantenduell perfekt
Drei Minuten vor dem Ende verwandelte Handre Pollard im Halbfinale gegen England den entscheidenden 49-Meter-Kick Foto: Anne-Christine Poujoulat/AFP

Jetzt weiterlesen! !

Für 0,59 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Titelverteidiger Südafrika gegen die „All Blacks“ aus Neuseeland: Die Rugby-WM in Frankreich erhält ihr ersehntes Traumfinale.

Den neuseeländischen Glanz des Vortages hatte Siya Kolisi durchaus wahrgenommen. Doch auch mit dem eigenen eher schmutzigen Sieg konnte der Kapitän von Südafrikas Rugby-Helden absolut leben. „Das war wirklich hässlich. Aber in solchen Spielen werden eben Champions gemacht“, sagte Kolisi nach dem 16:15-Zittererfolg gegen England, mit dem der Titelverteidiger bei der WM in Frankreich das Traumfinale gegen die „All Blacks“ perfekt gemacht hatte.

Südafrika gegen Neuseeland – mehr geht im wohl intensivsten Teamsport der Welt gerade nicht. „Willkommen zur größten Rugby-Show auf Erden!“, teaserte die Sunday Times aus Johannesburg das Endspiel im Stade de France am kommenden Samstag (21.00 Uhr) an. Nach dem 51. Tag dieser episch langen WM wird eine der beiden Nationen als erste überhaupt zum vierten Mal Weltmeister sein.

Nimmt man nur die Vorstellung im Halbfinale zum Maßstab, müsste dies Neuseeland sein. Die „All Blacks“, einigermaßen ruckelig und mit einer 13:27-Pleite im Eröffnungsspiel gegen Gastgeber Frankreich – damals, am 8. September – in die WM gestartet, filetierten im ersten Halbfinale die chancenlosen „Pumas“ aus Argentinien nach allen Regeln der Kunst.

Titelverteidiger offenbart Schwächen

„Was für ein Team!“, schrieb Neuseelands künftiger Premierminister Christopher Luxon nach dem 44:6 (20:6) am Freitagabend, in dem Will Jordan seine Versuche sechs bis acht der laufenden WM erzielte (Turnierrekord eingestellt) und das keine Fragen offen ließ. Oder besser – nur eine Frage offen ließ: Können die Neuseeländer ihre schiere Angriffspower auch gegen die weniger attraktiv, dafür umso effektiver spielenden „Springboks“ aus Südafrika auf den Rasen bringen?

In der Final-Revanche für 2019 – vor vier Jahren siegte Südafrika in Yokohama weitaus souveräner 32:12 gegen die Engländer – offenbarte der Titelverteidiger doch einige Schwächen. Vor 78.000 Zuschauern im Stade de France lagen die Südafrikaner bis elf Minuten vor Schluss 6:15 zurück, ein „lost cause“, ein hoffnungsloser Fall, sei dies gewesen, schrieb die Sunday Times.

Doch angeführt von Fly Halb Handre Pollard, schon im Finale 2019 überragend, gelang dem Favoriten die Wende – drei Minuten vor dem Ende verwandelte Pollard den entscheidenden 49-Meter-Kick. „Wir haben gekämpft und niemals aufgegeben. Das ist, wofür wir als Team und als Nation stehen“, sagte Pollard, „aber jetzt brauchen wir für das Finale einen guten Plan.“

Den aber brauchen auch die Neuseeländer. Sich mit den ausgebufften Südafrikanern auf einen knüppelharten Abnutzungskampf einzulassen, anstatt weiter auf die eigene spielerische Extraklasse zu setzen, könnte sich bitter rächen.

Das wissen seit Samstagabend zum Beispiel die Engländer nur allzu gut. In tiefster Frustration ließ The Guardian am Morgen nach dem Spiel den großen Literaten George Bernard Shaw (1856-1950) das Fazit zum verlorenen Halbfinale formulieren: „Ringe niemals mit einem Schwein. Ihr werdet beide schmutzig, und obendrein gefällt es dem Schwein.“ (SID)

Die neuseeländischen Spieler performen ihren traditionellen „Haka“-Tanz vor dem Halbfinale gegen Argentinien
Die neuseeländischen Spieler performen ihren traditionellen „Haka“-Tanz vor dem Halbfinale gegen Argentinien Foto: Emmanuel Dunand/AFP