FußballAurélien Joachim ist zurück, wegen des Anrufs eines heißblütigen Vereinsfanatikers 

Fußball / Aurélien Joachim ist zurück, wegen des Anrufs eines heißblütigen Vereinsfanatikers 
Für Aurélien Joachim beginnt mit der Rückkehr nach Differdingen ein neuer Lebensabschnitt Foto: Luis Mangorrinha/Le Quotidien

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Aurélien Joachim kehrt nach acht Jahren im Profizirkus in die BGL Ligue zurück. Warum er wieder in Differdingen landete, was sich zwischenzeitlich verändert hat und welche Chancen er der jungen Mannschaft morgen im Europapokal gegen HSK Zrinjski Mostar (BIH) einräumt: ein Gespräch über vergangene Tage und anstehende Aufgaben. 

Wie gewinnt man den erfolgreichsten (und mittlerweile zurückgetretenen) Torschützen der Luxemburger Nationalmannschaft für sich? Eine Frage, auf die D03-Präsident Fabrizio Bei die Antwort kennt. Vor über zwölf Monaten nahm er den Kontakt zum Stürmer wieder auf. Zu einem Zeitpunkt, als Joachim in Virton keine Rolle in den Plänen des Trainerstabs spielte. „Damals habe ich ihm erklärt, dass es noch zu früh sei und wir noch mal darüber sprechen sollten, wenn mein Vertrag ausgelaufen sei“, erklärt Aurélien Joachim.

Gesagt, getan. Bei erinnert sich an die Worte seines ehemaligen Torjägers und beschließt, während des Lockdowns noch einmal etwas intensiver an die Sache heranzugehen. Der zweite Anruf bringt Schwung in die Angelegenheit: „Während der Quarantäne habe ich mich zwei-, dreimal mit dem Präsidenten getroffen und am Ende ja dann auch eine Einigung gefunden.“ Viel Überzeugungskraft war nicht nötig. „Die Entscheidung fiel eigentlich relativ schnell.“

Die Hartnäckigkeit des Differdinger Vereinspräsidenten hat sich ausgezahlt. Das Vertrauen und die Wertschätzung sind ohnehin gegenseitig, wie Joachim hinzufügt: „Der Präsident ist nach wie vor der gleiche heißblütige Typ, der für diesen Verein lebt. Es ist noch immer ein familiärer Verein und seine Worte zählen. So etwas gibt es heutzutage immer weniger.“

Der Präsident ist nach wie vor der gleiche heißblütige Typ, der für diesen Verein lebt

Aurélien Joachim, über Fabrizio Bei

Eine erhebliche Rolle spielte bei der Vertragsunterschrift auch der Blick in die Zukunft. Finanzielle Sicherheiten und Stabilität waren für den zweifachen Vater letztlich maßgebend. „Es war nicht unbedingt klar, dass es das Ende der Profikarriere sein sollte. Andererseits ging ich auf die 34 zu. Ich wollte wegen der Kinder auch nicht unbedingt wieder umziehen. Man muss an die Zukunft denken. Der Verein hat mir zudem geholfen, einen Job zu finden.“ Der gelernte Sportlehrer wird im kommenden September in der lokalen „International School“ zum ersten Mal vor Schülern stehen – mehr als acht Jahre nach dem Ende seines Studiums.

Franzoni: Noch immer der Gleiche

Man merkt dem Angreifer die Freude über die Rückkehr zu Déifferdeng 03 an. Angesprochen auf seine schönsten Momente in der „Cité du fer“, sagt Joachim: „Es waren dreieinhalb Jahre, in denen wir viel erreicht haben.“ Mit dabei war damals bereits Geoffrey Franzoni, der sich „in keinster Weise verändert hat“, lacht der 34-Jährige. „Die größte Veränderung ist wohl, dass wir nicht mehr auf dem Thillenberg spielen. Aber ansonsten hat sich im Umfeld nicht viel getan: Auch alle Leute rund um den Klub sind die gleichen.“

Dass ihn sein Weg nach acht Jahren als Profifußballer wieder in die BGL Ligue geführt hat, sieht der Luxemburger nicht als Misserfolg. „Es ist nicht so, als hätte ich einen Schritt zurück gemacht. Es ist eher, als würde ich einen Blick zurück in die Vergangenheit werfen und mein jüngeres Ich sehen. Wenn man bedenkt, dass der Altersdurchschnitt jetzt zehn Jahre niedriger ist als mein Alter … hält das einen jung“, scherzt der Ex-Virtoner. 

Aus diesem Grund will er erst einmal ohne konkreten Ziele in die Mannschaft und den späteren Liga-Alltag zurückfinden. Am Samstag gab es trotz ansprechender Leistung null Punkte bei Aufsteiger Hesperingen. „Ich habe mir ehrlich gesagt keine Ziele gesetzt und werde erst mal von Spiel zu Spiel schauen. Das Team ist jung und neu. Wir müssen schauen, ob die Resultate folgen werden. Nach fünf Monaten in Quarantäne könnte die Meisterschaft ohnehin etwas komisch aussehen.“

Genauso schwer sei es, sich ein Bild über das nächste Pflichtspiel und Zrinjski Mostar zu machen. Der erfahrene Mann im D03-Kader geht trotzdem davon aus, dass die Luxemburger Mannschaft ihre Chancen morgen in Bosnien haben wird. „Es ist schwer, das Niveau des Gegners einzuschätzen. Sie haben fünf Meisterschaftsspiele in den Beinen (zwei Siege, ein Unentschieden, zwei Niederlagen). Das ist ein kleiner Vorteil, aber wir wollen trotzdem in die zweite Runde einziehen.“ Wer im Laufe seiner Karriere bereits sieben Tore in der Champions-League-Qualifikation geschossen hat, dem darf man solche Aussagen zweifelsohne glauben. 

„Alles hat ein Ende“

Aurélien Joachim hat seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft erst im Juli bekannt gegeben. „Ich hatte nur mit Luc Holtz darüber gesprochen. Sonst wusste niemand Bescheid. Im Moment kann ich mir nicht vorstellen, dass ich meine Meinung kurzfristig ändern werde.“ Besonders seine Berufstätigkeit stehe der Rückkehr zu den „Roten Löwen“ wohl in Zukunft im Weg. „Alles hat ein Ende“, so die Zusammenfassung des 34-Jährigen.
Dennoch dürfte der 15-fache Torschütze den Anhängern der Nationalauswahl im Gedächtnis bleiben. „Ich hoffe, dass ich meine Generation geprägt habe. 15 Tore als Luxemburger Stürmer sind nicht selbstverständlich. Unter Guy Hellers war das Ziel damals nicht unbedingt, sich Tausende Torchancen herauszuspielen. Der Beweis ist, dass ich damals nur einen Treffer erzielt habe und alle anderen unter Luc Holtz.“

Europa League

1. Qualifikationsrunde:
Morgen, 20.00 Uhr, in Mostar (BIH):
HSK Zrinjski Mostar – Déifferdeng 03