Nina Berton vor der Tour„Bin letztes Jahr ziemlich naiv ins Rennen gegangen“

Nina Berton vor der Tour / „Bin letztes Jahr ziemlich naiv ins Rennen gegangen“
Nina Berton will diesmal zielstrebiger über die Straßen Frankreichs fahren Foto: Editpress/Anouk Flesch

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Während Olympionikin Christine Majerus (SD Worx-Protime) mit 37 ihre letzte Frankreich-Rundfahrt bestreitet, steht die um 14 Jahre jüngere Nina Berton erst am Anfang einer vielversprechenden Profi-Karriere. Vor ihrer zweiten Tour-Teilnahme hat das Tageblatt mit der Fahrerin des Teams Ceratizit-WNT Pro Cycling über ihre Rolle in der Mannschaft, aber auch über ihre persönlichen Ambitionen gesprochen.

Tageblatt: Wie fällt Ihre Zwischenbilanz der laufenden Saison aus?

Nina Berton: Durchwachsen. Mit meinen Leistungen bei den Klassiker-Rennen war ich ganz zufrieden. Danach habe ich mir etwas zu viel Druck gemacht. So habe ich trotz einer guten Form bei den Landesmeisterschaften, insbesondere im Zeitfahren (Anm. d. Red.: 2. Platz), nicht das erreicht, was ich mir erhofft hatte.

Wie sah Ihre Vorbereitung auf die Tour de France aus?

Nach der Meisterschaft war die Nominierung für die Tour mein großes Ziel. Vor meinen beiden letzten Renneinsätzen Ende Juli war ich mit der Mannschaft für einen umfangreichen Trainingsblock in den Vogesen und den Pyrenäen. In den letzten Tagen habe ich nur noch an einigen Details gefeilt.

Was sind die Zielsetzungen Ihrer Mannschaft und welche Aufgaben wurden Ihnen zugeteilt?

Wir streben neben Top-Ergebnissen auf den Etappen mit der Französin Cédrine Kerbaol auch eine vordere Platzierung im Gesamtklassement an. Mit dem Gewinn des Weißen Trikots der besten Nachwuchsfahrerin hat Cédrine im vergangenen Jahr bewiesen, dass sie vorne mithalten kann und eine Platzierung in den Top zehn diesmal durchaus möglich ist. Mein Job besteht in erster Linie darin, ihr so weit wie möglich zur Seite zu stehen.

Welche Erkenntnisse haben Sie aus Ihrer ersten Teilnahme gezogen?

Im vergangenen Jahr habe ich viel hinzugelernt. Damals bin ich ziemlich naiv ins Rennen gegangen und war gleich auf den ersten Etappen etwas verzweifelt und habe mich gefragt, wie ich die Tour „überleben“ werde. Mittlerweile bin ich mir bewusst, dass jede Etappe genau so wehtut wie der letzte Tag der Tour. Dadurch bin ich mental weitaus besser vorbereitet. Auch werde ich besser darauf achten, mich genügend zu verpflegen.

Was sind Ihre persönlichen Ambitionen?

Wir werden aggressiv fahren und versuchen, bei den Fluchtgruppen mit einer oder mehreren Fahrerinnen vertreten zu sein. In diesem Jahr ist für sämtliche Fahrer-Typen etwas dabei, sowohl die Sprinterinnen und Bergfahrerinnen als auch für die Klassiker-Spezialistinnen. Jede von uns wird vom Team die Möglichkeit bekommen, ihre eigene Karte auszuspielen. Ich hoffe darauf, mich auf den Etappen Valkenburg-Lüttich und Bastogne-Amnéville, die mir mit ihrem Klassiker-Profil entgegenkommen, zeigen zu können.

Wer ist in Ihren Augen die Favoritin auf den Gesamtsieg?

Ich glaube, dass es spannender wird als letztes Jahr. Die Mannschaft SD Worx mit Vorjahressiegerin Demi Vollering scheint mir diesmal nicht so überlegen wie es 2023 der Fall war. Das Team Canyon/SRAM schätze ich ziemlich stark ein, da sie mit „Kasia“ Niewadoma und Neve Bradbury gleich zwei starke Bergfahrerinnen in ihren Reihen haben. Mit dieser Doppelspitze können sie die Konkurrenz taktisch ausspielen. Zum engen Favoritenkreis zählt auch Elisa Longo Borghini (Lidl-Trek).