Milos TodorovicDer Jeunesse-Kapitän sagt: „Ich schieße wahrscheinlich keinen Hattrick“

Milos Todorovic / Der Jeunesse-Kapitän sagt: „Ich schieße wahrscheinlich keinen Hattrick“
Milos Todorovic wird erst kommende Woche gegen Monnerich wieder auf dem Platz stehen Foto: Editpress/Jeff Lahr

Jetzt weiterlesen! !

Für 0.99 € können Sie diesen Artikel erwerben.

Sie sind bereits Kunde?

Die Jeunesse hat einen holprigen Saisonstart hingelegt. Kapitän Milos Todorovic wird schmerzlich vermisst und wird auch an diesem Wochenende gegen Hesperingen noch nicht spielbereit sein. Der 29-Jährige liefert dem Tageblatt eine Sicht von außen.

Tageblatt: Seit Anfang der Saison laborieren Sie an einem Muskelfaserriss. Wie ist der Stand der Dinge?

Milos Todorovic: Bei einem gewöhnlichen Pass habe ich mir beim Training am 10. Juni eine Verletzung am Quadrizeps zugezogen. Zunächst sind wir davon ausgegangen, dass der Riss nicht so schlimm ist, später hat sich aber herausgestellt, dass der Riss fünf Zentimeter lang war. Die goldene Regel besagt ja, dass pro Zentimeter eine Woche pausiert werden muss. Hinzu kommen zwei Wochen, um den Rückstand wieder aufzuholen. Ich habe am vergangenen Mittwoch erstmals wieder mit der Mannschaft trainiert. Ich gehe davon aus, kommende Woche gegen Monnerich wieder auf dem Platz stehen zu können.

Das letzte Mal, dass Sie vier Spiele in Folge aussetzen mussten, war in der Saison 2015/16, als Sie 20 Jahre alt waren. Wie schwer ist es, mit dieser für Sie ungewohnten Situation umzugehen? 

Es ist richtig, dass ich immer von größeren Verletzungen verschont blieb. Zweifellos stehe ich lieber auf dem Platz, als auf der Tribüne zu sitzen, sich aufzuregen und der Mannschaft nicht helfen zu können. Ich hoffe, dass mit zunehmendem Alter die Verletzungspausen nicht länger werden. Bereits in den vergangenen beiden Jahren hatte ich nach der Pause immer mit kleineren muskulären Problemen zu kämpfen. Diesmal war die Pause leider länger. Es liegt nun an mir, präventiv zu trainieren, damit meine Muskulatur auch mit zunehmendem Alter stabil bleibt.

Der Saisonstart der Jeunesse war holprig. Wie analysieren Sie die Leistungen Ihrer Teamkollegen als Außenstehender?

Gegen Niederkorn kann man verlieren. Der Progrès ist einer der Titelkandidaten. Allerdings war die Art und Weise nicht ideal. Mit dem 0:0 gegen Petingen können wir gut leben, da der Gegner ein deutliches Chancenplus hatte und gegen Mondorf (1:1) lagen wir 1:0 in Führung, hätten aber auch nicht mehr als einen Punkt verdient. Leider erspielen wir uns derzeit zu wenige Chancen, defensiv stehen wir eigentlich ganz gut. Wir müssen mehr mit dem Ball arbeiten, das Spiel ohne Ball haben wir drauf.

Der Sturm der Jeunesse steht in der Kritik. Fehlt es an Qualität?

Im Vergleich zur vergangenen Saison sind vor allem Spieler aus der Abwehr und dem Mittelfeld geblieben. Die Stürmer haben uns fast alle verlassen und wurden durch neue Angreifer ersetzt. Es braucht seine Zeit, bis die Automatismen zwischen dem Rest der Mannschaft und dem Sturm klappen. An der Qualität der Angreifer scheitert es nicht. Es sind ja keine No Names. Alle Stürmer haben sich im Ausland oder in der BGL Ligue bereits bewiesen.

Muss auf dieser Position noch personell nachgelegt werden?

Mit Junior Mendes haben wir einen sehr schnellen Spieler verloren, der noch nicht eins zu eins ersetzt wurde. Ein Spieler mit diesen Qualitäten wäre ideal. Ich weiß jedoch nicht, ob Jeunesse die Mittel verfügt, um noch einen solchen Angreifer zu holen und ob der Trainer noch einen zusätzlichen Angreifer will. Wir haben einen guten Kader, der es uns ermöglicht, ordentlich zu arbeiten und eine gute Saison zu spielen.

In der Rückrunde der Saison 23/24 siegte Jeunesse siebenmal in Folge. Haben manche gedacht, dass es diese Saison einfacher werden würde?

Es ist normal, dass die Zuschauer das denken. Das Durchschnittsalter auf den Tribünen ist relativ hoch. Diese Leute haben bessere Zeiten erlebt und haben eine hohe Erwartungshaltung. Intern war uns jedoch von Anfang an bewusst, dass wir weder für den Titel und auch wahrscheinlich nicht um die Europapokalplätze spielen werden. Den Zuschauern muss bewusst sein, dass das Budget in diesem Sommer wieder einmal reduziert wurde. Es ist weiterhin möglich, solche Serien wie in der Rückrunde zu haben, aber ich bin eher realistisch. Wir wollen eine ruhige Saison haben, nichts mit dem Abstieg zu tun haben und etwas Handfestes für die Zukunft aufbauen. 

Welchen Einfluss könnten Sie in Ihrer jetzigen Situation auf die Mannschaft nehmen?

Diese Frage wurde mir am Spielfeldrand von den Zuschauern des Öfteren gestellt. Ich habe ihnen gesagt, dass ich wahrscheinlich gegen Monnerich keinen Hattrick schießen werde. Aber ich bringe halt Erfahrung und Ruhe mit. Und wie Dan Theis immer sagte, fließt auch das „schwarze-weiße Blut“ in meinen Adern. Dies ermöglicht es mir, auch mal ein paar Prozent an Leistung aus den anderen Spielern herausholen zu können.

Am Samstag trifft die Jeunesse auf Hesperingen. Wie schätzen Sie den kommenden Gegner ein?

Der Swift hat diesmal keinen Kader von 45 Spielern und jede Menge guter Spieler behalten. Für mich ist Hesperingen der Titelfavorit Nummer eins und die beste Mannschaft hierzulande. Vergangenes Jahr haben wir aber bewiesen, dass wir auch Mannschaften schlagen können, die bis dahin noch kein Spiel verloren hatten (Déifferdeng 03, Anm. d. Red.). Es wird ein sehr schweres Spiel, aber alles ist möglich.

Steckbrief

Name: Milos Todorovic
Geboren am 18.8.1995
Position: Innenverteidiger und defensives Mittelfeld
Bisherige Vereine: Jeunesse Esch (erste Mannschaft seit 2013)
Leistungsdaten (insgesamt): 268 BGL-Ligue-Spiele. 21 Tore, 9 Vorlagen