RingenDer Koloss aus Kuba: Mijain Lopez schreibt Olympiageschichte

Ringen / Der Koloss aus Kuba: Mijain Lopez schreibt Olympiageschichte
Die Mutter von Mijain Lopez, Leonor Nunez (2 v.l.), fieberte in der Heimat Herradura mit, als ihr Sohn sich den fünften Olympia-Titel sicherte Foto: AFP/Yamil Lage

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Mijain Lopez hat ein bedeutendes Kapitel olympischer Geschichte geschrieben. Der Ringer aus Kuba thront nun ganz alleine auf dem Olymp der Seriensieger.

Nachdem sich Mijain Lopez für immer seinen Platz im Pantheon der größten Olympioniken gesichert hatte, sank der Koloss aus Kuba auf die Knie, stützte sich auf seinen muskulären Armen ab und küsste den Boden. So kauerte der stärkste aller Ringer einen Moment lang, dann zog er sich die schwarzen Schuhe aus und legte sie in der Ringmitte nieder. Sein Werk war vollbracht. „El Terrible“, der Schreckliche, hatte den Olymp erreicht – und von dort schaut er nun auf einige Legenden herab.

Mit seinem Sieg über den Chilenen Yasmani Acosta Fernandez krönte sich Superschwergewicht Lopez zum fünften Mal nacheinander in ein und derselben Disziplin zum Olympiasieger. Das ist außer ihm niemandem gelungen, nicht bei Sommer- und auch nicht bei Winterspielen. Carl Lewis hat viermal in Folge den Weitsprung gewonnen, Michael Phelps viermal nacheinander Gold über 200 m Freistil geholt. Doch der fünfte Triumph, der gelang niemandem.

Vier Bandscheibenvorfälle

Und dann kam Lopez. Mit 41 Jahren und nach vier Bandscheibenvorfällen verkörpert er noch immer Weltklasse in seinem Sport. Eine einmalige Konstanz, nur eine Niederlage in 20 Jahren bei sechs Olympischen Spielen kassierte der Zwei-Meter-Mann. 2004 in Athen war das, im Viertelfinale gegen den Russen Chassan Barojew. Danach siegte Lopez 2008 in Peking, 2012 in London, 2016 in Rio, 2021 in Tokio und legte eine Pause ein – bis Paris.

Er selbst beschrieb es so: „Peking – Jugend. London – Neubeginn. Rio – Aufwand. Tokio – Opfer. Paris – Freude.“ Für solch eine einmalige Serie müsse „man seinen Sport lieben, seinen Job lieben und der Welt zeigen, dass man mit wenig Großes erreichen kann“.

Man muss nur hart genug arbeiten. Für sein letztes großes Ziel hatte Lopez noch einmal angefangen zu trainieren, auf der Matte, im Kraftraum, auch wenn es wehtat. „Die Müdigkeit ist da, der Schmerz im Körper ist da, also muss der Geist stark sein, die Motivation muss noch stärker sein“, sagte er.

Die Motivation zog Lopez aber nie aus der Gier nach Rekorden, glaubt man seinem Trainer. „Er ist nicht sehr an Ruhm interessiert“, sagte Raul Trujillo der Nachrichtenagentur AFP: „Er tut dies aus Liebe zu seinem Sport, zu seinem Vergnügen.“ Aber: „Wenn Gott ihm die Gelegenheit gab, der Größte in der Geschichte zu sein, warum sollte er sie nicht nutzen?“

Eine sechste Goldmedaille wird es allerdings nicht geben, das kündigte Lopez vor dem großen Finale in Paris an. „Wir müssen Platz für die nachkommenden Youngster schaffen, für Kontinuität“, sagte er: „Das Ringen hat mein Leben bestimmt, Ringen war die Liebe meines Lebens.“ Der „Gigant aus Herradura“ kann nach Hause gehen in sein Dorf im Westen Kubas. Er muss nicht mehr kämpfen.