EM-Kolumne „Extrawurst“Ein lautes Pfeifkonzert 

EM-Kolumne „Extrawurst“ / Ein lautes Pfeifkonzert 
Fans der deutschen Fußball-Nationalmannschaft marschieren in einem Fantross in Richtung Stadion Foto: Friso Gentsch/dpa, Montage: Tageblatt

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Es hat sich schon komisch angefühlt, als am Dienstagabend beim Spiel zwischen Frankreich und Spanien ein ganzes Stadion einen Spieler auspfiff. Dass Marc Cucurella nach seinem vermeintlichen Handspiel gegen Deutschland nicht mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet werden würde, war ja irgendwo klar. Aber ihn bei jedem einzelnen Ballkontakt auszupfeifen? Für einen Fehler, den er nicht mal begangen hat? Suspekt. 

Da darf man sich doch glatt die Frage stellen: Warum haben die deutschen Fans nicht früher mit Pfeifkonzerten begonnen? Zum Beispiel hätten die deutschen Fans doch aus Solidarität zu ihrem luxemburgischen Nachbarland einfach jedes Georgien-Spiel auspfeifen können. 

Mein persönliches Pfeifkonzert gilt aber dem Anti-Fußball, den wir bei dieser EM gesehen haben. Selten ist es mir passiert, bei Fußballspielen fast einzuschlafen. Aber was Frankreich oder England teilweise bei dieser EM geboten haben, grenzt an Arbeitsverweigerung. Dass diese Mannschaften auch noch erfolgreich waren und es bis ins Halbfinale und sogar ins Finale schafften, macht das Ganze noch bitterer. Denn das gibt diesen Mannschaften weiterhin das Recht, so aufzutreten. Letztendlich steht nämlich der Erfolg im Profifußball über allem.

Auspfeifen könnte man aber auch die Organisation. New-York-Times-Journalist Sebastian Stafford-Bloor nimmt das Turnier in seiner Reportage „Euro 2024 und deutsche Effizienz – vergessen Sie alles, was Sie zu wissen glaubten“ auseinander. Stafford-Blood schreibt über Verspätungen der Bahn (was in Deutschland zur Normalität geworden ist), über miserable Bedingungen für Fans, die ins Stadion wollen und über Chaos rund um das Stadion. Und ja, Stafford-Bloor hat recht. Drei Spiele habe ich bei dieser EM besucht, zwei in Düsseldorf, eins in München: Dreimal hat es im Chaos geendet, das Stadion zu verlassen.

Bleibt ein letztes Spiel abzuwarten: Ein letztes Pfeifkonzert für Cucurella? Den Sündenbock der Deutschland-Fans? Oder kommen die Zuschauer in Berlin zur Vernunft und genießen einfach das Finale im Olympiastadion? Logischer Kompromiss wäre doch einfach, den Videobeweis auszupfeifen. Denn immerhin hat der mehr Anteil daran, dass es keinen Elfmeter für Deutschland gegen Spanien gab – und nicht Cucurella. 

Grober J-P.
12. Juli 2024 - 9.21

Fußball ist die schönste Nebensache der Welt, sagt man. Einverstanden, wenn es um Straßenfußball oder auf dem Bolzplatz geht.
Man muss schon irgendwie verrückt sein solchen Kickern zu huldigen die nur dem Geld nachjagen. Und dann noch Wettmafiaschiedsrichter!

JJ
12. Juli 2024 - 9.20

Im Stadion können die"Fans" so richtig mobben und gröhlen und sich den Schädel einschlagen.Alles was sie draußen in der Zivilisation nicht dürfen. Sport als Ablassventil für inneren Frust und Wut.