EM-Kolumne „Extrawurst“Ein „Schnarchfest“: Fußball kann manchmal doch ganz schön brutal sein

EM-Kolumne „Extrawurst“ / Ein „Schnarchfest“: Fußball kann manchmal doch ganz schön brutal sein

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Zwei Tage EM-Pause, die keinen Tag zu früh kamen. Zeit, noch einmal auf das größte „Schnarchfest“ des bisherigen Turniers zurückzublicken. 

Wie waren Ihre letzten beiden Tage, so ganz ohne EM? Haben Sie schon Entzugserscheinungen oder waren Sie froh, endlich mal durchzuschnaufen und Ihre Zeit wieder Ihrer angefangenen Netflix-Serie widmen zu können? Um ehrlich zu sein, spätestens nach diesem glorreichen letzten Spieltag der Gruppe C kam diese Pause für mich keinen Tag zu früh. England gegen Slowenien dürfte wohl als das Spiel in die Geschichtsbücher eingehen, das die meisten Menschen auf einmal zum Einschlafen gebracht hat. In Köln war man in dieser Saison zwar schlechten Fußball gewohnt – da brauchen Sie nur den Deutschland-Fan bei mir zu Hause zu fragen. Aber spätestens ab der 80. Spielminute dürften auch die letzten neutralen Zuschauer die Flucht ergriffen haben, denn auch Schöntrinken dürfte da nichts mehr geholfen haben, auch wenn man bei dieser Partie wenigstens nicht mit dem von den Engländern so verfluchten Leichtbier vorliebnehmen musste.

Zugegeben, bis zur 80. habe ich es nicht mehr geschafft, bereits 20 Minuten früher verabschiedete ich mich ins Reich der Träume – es schläft sich doch wirklich nirgends so gut wie auf dem heimischen Sofa vor dem Fernseher – und wurde erst kurz vor Mitternacht vom acht Monate alten Nachwuchs aus diesem herausgerissen. Genau an den eigenen Sohnemann erinnert mich auch das englische Team. So viel Potenzial, aber …! Seit er das Krabbeln entdeckt hat, nimmt er nämlich sofort Tempo auf, trickst den großen Bruder mit einem geschickten Täuschungsmanöver gekonnt aus, nimmt den schwierigeren Weg durch den offenen Raumtrenner ebenfalls ohne Probleme in Angriff und dann, kurz vor dem Ziel, lässt er sich doch noch von einem Krümel auf dem Boden ablenken …

Was das Träumen betrifft, ja bis dahin hat mich in den letzten Tagen ein Bild verfolgt, das fast schon in einen Horrorfilm passen würde. Haben Sie auch das Foto von Luka Modric gesehen, wie er den Pokal als bester Spieler der Partie in den Händen hält? Da lässt man gegen Italien wirklich alles auf dem Rasen, erzielt ein Traumtor, um dann in der achten Minute der Nachspielzeit den Ausgleich zu kassieren und doch noch aus dem Turnier zu fliegen. Wäre dies nicht schon bitter genug, muss man auch noch mit dem Pokal für ein hübsches Bild parat stehen. Komischer Humor, den man da bei der UEFA hat. Leerer als auf diesem Foto kann ein Blick nämlich fast nicht mehr sein, oder vielleicht doch? Spätestens nach dem England-Spiel vom Dienstag dürfte sich die Miene bei Modric weiter verfinstert haben und das Gesicht all der Leute widerspiegeln, die sich das bisher größte „Schnarchfest“ dieser EM angetan haben. Fußball kann manchmal doch ganz schön brutal sein.