NachspielzeitEin Spiel dauert 90 Minuten – von wegen!

Nachspielzeit / Ein Spiel dauert 90 Minuten – von wegen!
„Total ball in play“ ist nicht gleichbedeutend mit jeder Menge Action auf dem Platz Foto: AFP/Patricia de Melo

Dass ein Fußball-Spiel 90 Minuten dauert (und der Ball rund ist), gehört zu den Weisheiten, die der große Sepp Herberger einst geprägt haben soll. Nun dauert ein Fußball-Spiel schon lange nicht mehr 90 Minuten, sondern immer so lange, bis der Schiedsrichter abpfeift (Copyright: angeblich der große Uwe Seeler). Und das kann dauern – Stichwort: Nachspielzeit.

Tatsächlich vergingen bei den 36 Vorrundenspielen der EM-Endrunde vom Anpfiff der ersten halben bis zum Abpfiff der zweiten Halbzeit im Schnitt rund 98:09 Minuten (Pause nicht eingerechnet). Die Nachspielzeit der ersten Halbzeiten war dabei erwartungsgemäß kürzer (2:08 Minuten) als jene der zweiten Halbzeiten (6:01 Minuten), weil unter anderem die Auswechslungen berücksichtigt werden müssen.

Tatsächlich Fußball gespielt wird aber erstaunlich wenig. Bei der EM betrug die reine Spielzeit, also die Zeit, in der der Ball im Spiel war, gemäß den Spielberichten der UEFA lediglich 59:17 Minuten. Die Begegnung mit der geringsten Nettospielzeit war das abschließende Gruppenspiel zwischen Tschechien und der Türkei – gerade mal 48:41 Minuten rollte der Ball.

Nur 50:12 Minuten

Am wenigsten zu sehen bekamen die schottischen Fans. Beim 1:5 gegen Deutschland war der Ball bei 97:07 Minuten reiner Spielzeit nur 53:41 Minuten im Spiel, beim 1:1 gegen die Schweiz sogar nur 50:12 Minuten (97:12 Minuten Spielzeit). Gegen die Ungarn waren es 53:14 Minuten trotz 102:40 Minuten Spielzeit wegen der langen Verletzungsunterbrechung zur Behandlung des Ungarn Barnabas Vargas.

Dass „total ball in play“, wie es die UEFA nennt, nicht gleichbedeutend ist mit jeder Menge Action auf dem Platz, zeigen die Begegnungen mit der längsten reinen Spielzeit. Bei England gegen Serbien (64:07 Minuten) kam ein fades 1:0 der Three Lions heraus. Frankreich und die Niederlande mühten sich sogar zwei Sekunden länger ab – und blieben torlos, ebenso wie Dänen und Serben im „Rekordspiel“ mit 66:03 Minuten Netto-Spielzeit.