Achtelfinal-AusFiat gegen Ferrari: Italien nach Blamage von Berlin in Aufruhr

Achtelfinal-Aus / Fiat gegen Ferrari: Italien nach Blamage von Berlin in Aufruhr
Nicht jede Frage war nach dem Gusto von Luciano Spalletti Foto: AFP/Alberto Pizzoli

Italien scheitert nach einer schwachen Leistung an der Schweiz. Trainer Luciano Spalletti übernimmt die Verantwortung.

„Blamage“, „Katastrophe“, „Desaster“ – das Urteil war vernichtend. Kaum hatte Titelverteidiger Italien in Berlin schwer geschlagen das Feld räumen müssen, fielen die Medien daheim in bekannter Gnadenlosigkeit über die „Squadra Azzurra“ her. Luciano Spalletti musste sich zugleich „geschmacklose Anspielungen“ gefallen lassen. Nach dem enttäuschenden EM-Aus nahm der Trainer die Schuld auf sich, doch die stolze Fußball-Nation ist nach der schwachen Vorstellung gegen die Schweiz in Aufruhr.

Während die italienischen Berichterstatter nach dem bitteren 0:2 (0:1) im Achtelfinale ohnehin schäumten, bohrte ein Schweizer Journalist noch tiefer in die ohnehin schon schmerzende Wunde. Ob Italien ein Fiat Panda und die Schweiz ein Ferrari gewesen sei, fragte er. „Wenn du verlierst, musst du alles akzeptieren“, antwortete Spalletti: „Selbst solche geschmacklosen Anspielungen wie die Ihre.“

Allerdings, der Fragesteller habe recht, die Schweiz habe „verdient gewonnen“, gab Spalletti zu und ergänzte: „Wir versuchen, es das nächste Mal besser zu machen, weil wir ihnen keine großen Probleme bereitet haben.“ Ausgerechnet im Berliner Olympiastadion, wo sich Italien vor 18 Jahren noch glorreich zum Weltmeister gekrönt hatte, war Spallettis harmloses Team den mutigen Schweizern tatsächlich komplett unterlegen gewesen.

Die Frage nach der Zukunft des Trainers, der den viermaligen Weltmeister im vergangenen Jahr übernommen hatte, ließ daher nicht lange auf sich warten. Die Niederlage „ändert für mich nichts, auch wenn ich dafür verantwortlich bin, was passiert ist – ich habe die Spieler ausgewählt und das ist der Prozess, den ich brauche, die Spieler besser kennenzulernen“, sagte Spalletti. Die italienische Presse sah das freilich völlig anders.

„Luciano, was für eine Schande!“, schrieb die Gazzetta dello Sport nach dem „Spiel des Zusammenbruchs“ und warf dem Trainer vor, sich „für eine zu ehrgeizige und komplizierte Taktik für die Qualität der Spieler entschieden“ zu haben. Die Konsequenz: „Jetzt ist Schluss!“ Nach dem „Desaster“ müsse Spalletti „über seine Zukunft als Trainer nachdenken“, lautete das vernichtende Fazit des Corriere dello Sport. Für Tuttosport war der Abend einfach nur eine „Katastrophe“.

Präsident bestätigt: Spalletti bleibt im Amt

Spalletti wollte derweil „keine Ausreden suchen“, begründete das enttäuschende Abschneiden aber auch mit Verletzungen und der fehlenden Vorbereitungszeit. „Andere Trainer hatten vor der EM zwanzig, manche dreißig Spiele. Ich hatte zehn und wir mussten direkt gewinnen“, sagte der 65-Jährige.

Dabei war sein Debüt in der EM-Qualifikation gegen Nordmazedonien (1:1) im vergangenen September schon gehörig schiefgelaufen, nach zwei verpassten WM-Endrunden unter seinen Vorgängern Gian Piero Ventura und Roberto Mancini hatte Italien das nächste Debakel nur mit Mühe abgewendet. Doch auch in Deutschland taumelte der Titelverteidiger durch die EM-Vorrunde und wurde oft nur durch Keeper Gianluigi Donnarumma im Spiel gehalten.

Gegen die Schweiz war nun Schluss. Die Mannschaft sei bezüglich der Intensität unterlegen gewesen, es sei „absolut notwendig, mehr Laufstärke in das Team zu bringen“, sagte Spalletti, der jedoch betonte, „immer auf der Seite der Spieler“ zu stehen: „Die Verantwortung liegt bei mir.“ Er verlasse das Turnier „mit der Gewissheit, dass sich etwas ändern muss“, sagte Spalletti. Italiens Nationalcoach Spalletti bleibt jedenfalls vorerst im Amt. Das bestätigte Verbandschef Gabriele Gravina am Sonntag auf einer Pressekonferenz im Teamcamp in Iserlohn. (SID)

Hjulmands Zukunft im Fokus

In Dänemark wird nach dem EM-Aus der Fußball-Nationalmannschaft über die Zukunft von Trainer Kasper Hjulmand diskutiert. „Wird der Platz von Kasper Hjulmand zur Debatte stehen? Natürlich – so soll und muss es sein“, schrieb die dänische Zeitung BT nach dem 0:2 (0:0) im Achtelfinale in Dortmund gegen Deutschland. Das Team um Kapitän Christian Eriksen schied ohne Sieg aus, in der Vorrunde hatten die Dänen dreimal unentschieden gespielt. Dass Dänemark unter Hjulmand auch bei der vergangenen WM in Katar ohne Erfolg ausgeschieden war und nun seit sieben Endrunden-Partien sieglos ist, sei „peinlich“, schrieb das Boulevardblatt Ekstra Bladet. Laut BT endete ein EM-Sommer, „der nie wirklich Spaß gemacht hat“.
Hjulmand, der einen Vertrag bis 2026 besitzt, verwies bei der Frage nach seiner Zukunft auf den Halbfinal-Einzug bei der EM 2021 und kündigte eine Analyse an. „Dann schauen wir, wie wir die Mannschaft verbessern können“, sagte der 52-Jährige. Es gehe darum, „noch mehr talentierte Spieler zu produzieren. Unser Ziel ist es, noch näher an die großen Favoriten heranzukommen.“ (SID)