FORMEL 1: Von wegen „Formel Gähn“

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Weltmeister Button gewinnt Großen Preis von Australien / Renault jubelt über Platz 2 von Kubica

Was für ein Spektakel: Nach dem Langweiler zum Saisonauftakt in Bahrain zeigte sich die Königsklasse des Autosports beim Großen Preis von Australien von ihrer spektakulären Seite. Die großen Sieger hießen zum Schluss Jenson Button und vor allem Renault mit einem nie für möglich gehaltenen zweiten Platz durch Robert Kubica. Die großen Verlierer kommen derweil aus Deutschland und heißen Sebastian Vettel und Michael Schumacher.

Vettel verfluchte seinen kaputten Red Bull, Schumacher war schon nach der ersten Kurve chancenlos: Beim Button-Sieg im Wahnsinns-Grand-Prix von Melbourne kam es für die beiden deutschen Formel-1-Lieblinge knüppeldick. „Das ist Sch… Im Moment möchte ich am liebsten nach Hause fliegen, aber das Leben geht weiter“, klagte der von der Pole Position gestartete Vettel, nachdem ihn eine explodierte Bremsscheibe in der 26. Runde gestoppt hatte. Wie schon beim Saisonauftakt war er in Führung liegend von einem Defekt aus allen Siegesträumen gerissen worden. „Das geht mir auf die Eier“, wetterte der Deutsche nach der actionreichen PS-Show von Australien.

Auch Rekord-Weltmeister Schumacher hatte Pech: Ein Crash wenige Meter nach dem Start warf ihn weit zurück, am Ende schnappte er sich aber immerhin mit Platz zehn noch einen WM-Punkt. „Das hätte heute ein gutes Rennen werden können. Wir waren deutlich schneller als in Bahrain“, bilanzierte der 41-Jährige. So gewann Mercedes-Teamgefährte Nico Rosberg als Fünfter auch das zweite stallinterne Duell. Hinter Vorjahressieger Button, der mit einer geschickten Reifenstrategie seinen achten Grand-Prix-Erfolg einfuhr, wurde der Pole Robert Kubica nach 58 Runden auf dem Albert Park Circuit im Renault überraschend Zweiter vor Ferrari-Pilot Felipe Massa. Der spanische Auftaktsieger Fernando Alonso führt nach Platz vier weiter die Fahrer-Weltmeisterschaft an. Button war nach seinem ersten Sieg nach seinem Wechsel zu McLaren völlig losgelöst. Vor der Saison waren ihm bei seinem neuen Arbeitgeber wenig Chancen gegen Platzhirsch Lewis Hamilton eingeräumt worden. Nach zwei Rennen liegt Button nun mit 31 Punkten in der WM-Wertung sechs Zähler hinter Alonso (37) und zwei hinter Massa (33) auf Rang drei.

Der Rennverlauf

Schon die erste Runde des Rennens bot mehr Spektakel als der ereignisarme Saisonauftakt. Kurz vor dem Start begann es zu regnen. Hinter dem davonbrausenden Vettel krachte Button in der ersten Kurve mit seinem McLaren in Alonsos Ferrari und schob den Spanier in Schumachers Mercedes. Der Deutsche musste an die Box, um den Frontflügel seines Autos zu wechseln, und fiel ans Ende des Feldes zurück. „Damit war mein Rennen praktisch gelaufen – so etwas kann im Motorsport passieren“, meinte Schumacher. Nach einem kapitalen Crash von Sauber-Fahrer Kamui Kobayashi mit dem Williams von Nico Hülkenberg (Deutschland) kam das Safety-Car auf die Strecke. Vier Runden später wurde das Rennen wieder freigegeben, sofort nahm die Asphalt-Action auf dem 5,303 Kilometer langen Kurs wieder ihren Lauf. War zuletzt noch Kritik wegen fehlender Überholmanöver laut geworden, gab es diesmal packende Positionskämpfe zuhauf. Taktisch clever wechselte Button als Erster auf Trockenreifen und schob sich damit hinter den souveränen Vettel auf Rang zwei.

Um die weiteren Ränge lieferten sich Buttons furios fahrender Teamgefährte Hamilton, Kubica, Rosberg, Lokalmatador Mark Webber und das Ferrari-Duo Massa/Alonso atemberaubende Duelle. Schumacher, dessen Boxencrew beim Stopp den linken Vorderreifen fallen ließ, hing dagegen im Hinterfeld fest. „Wir brauchen ein etwas schnelleres Auto“, gestand Mercedes-Teamchef Ross Brawn.

Dann erlebte Vettel sein erneutes PS-Drama. „Es hat einen Funkenschlag auf der linken Seite gegeben, ich habe Vibrationen gespürt. Ich denke, die vordere linke Bremsscheibe ist explodiert“, erklärte der Deutsche. Nun hatte Button freie Fahrt. Kubica konnte Platz zwei gegen den heranstürmenden Hamilton verteidigen, der zu seinem Ärger von seinem Team mit einem weiteren Boxenstopp um einen Podiumsplatz gebracht wurde. Kurz vor Schluss kollidierte Hamilton noch mit Webbers Red Bull und verlor damit Platz fünf an Rosberg. „Ich bin eines der besten Rennen meines Lebens gefahren und habe mir den Arsch aufgerissen“, schimpfte der über Platz sechs frustrierte Hamilton. Eine „schreckliche Strategie“ habe ihn um den Lohn gebracht, meinte der Weltmeister von 2008. Button strahlte dagegen nach seinem ersten Sieg mit dem neuen Team im erst zweiten Einsatz: „Das ist etwas ganz Besonderes.“ Schließlich war der Champion schon im Vorjahr mit BrawnGP „down under“ ganz obenauf gewesen und hatte damit seine Fahrt zum Titel begonnen. 

FORMEL 1 IN ZAHLEN

Grand Prix von Australien in Melbourne (58 Runden à 5,303 km/307,574 km): 1. Jenson Button (England) McLaren-Mercedes 1:33:36,531 Std. (Schnitt: 197,144 km/h); 2. Robert Kubica (Polen) Renault +12,034 Sek.; 3. Felipe Massa (Brasilien) Ferrari +14,488; 4. Fernando Alonso (Spanien) Ferrari +16,304; 5. Nico Rosberg (Deutschland) Mercedes +16,683; 6. Lewis Hamilton (England) McLaren-Mercedes +29,898; 7. Vitantonio Liuzzi (Italien) Force India +59,847; 8. Rubens Barrichello (Brasilien) Williams +1:00,536 Min.; 9. Mark Webber (Australien) Red Bull +1:07,319; 10. Michael Schumacher (Deutschland) Mercedes +1:09,391; 11. Jaime Alguersuari (Spanien) Toro Rosso +1:11,301; 12. Pedro de la Rosa (Spanien) Sauber +1:14,084; 13. Heikki Kovalainen (Finnland) Lotus +2 Runden; 14. Karun Chandhok (Indien) Hispania +5 Runden

Ausfälle: Sébastien Buemi (Schweiz) Toro Rosso (1. Runde/Unfall); Nico Hülkenberg (Deutschland) Williams (1. Runde/Unfall); Kamui Kobayashi (Japan) Sauber (1. Runde/Unfall); Jarno Trulli (Italien) Lotus (1. Runde/Techn. Defekt); Bruno Senna (Brasilien) Hispania (5. Runde/Techn. Defekt); Witali Petrow (Russland) Renault (10. Runde/Dreher); Adrian Sutil (Deutschland) Force India (10. Runde/Motorschaden); Sebastian Vettel (Heppenheim) Red Bull (26. Runde/Bremsdefekt); Lucas di Grassi (Brasilien) Virgin (27. Runde/Techn. Defekt); Timo Glock (Deutschland) Virgin (42. Runde/Techn. Defekt)

Schnellste Rennrunde: Mark Webber (Red Bull) 1:28,235 Min.

Startaufstellung (eine Runde = 5, 303 km): 1. Sebastian Vettel (Red Bull/Foto) 1:23,919 Minuten, 2. Mark Webber (Red Bull) 1:24,035, 3. Fernando Alonso (Ferrari) 1:24,111, 4. Jenson Button (McLaren) 1:24,675, 5. Felipe Massa (Ferrari) 1:24,837, 6. Nico Rosberg (Mercedes) 1:24,884, 7. Michael Schumacher (Mercedes) 1:24,927, 8. Rubens Barrichello (Williams) 1:25,217, 9. Robert Kubica (Renault) 1:25,372, 10. Adrian Sutil (Force India) 1:26,036, 11. Lewis Hamilton (McLaren) 1:25,184, 12. Sébastien Buemi (Toro Rosso) 1:25,638, 13. Vitantonio Liuzzi (Force India) 1:25,743, 14. Pedro de la Rosa (Sauber) 1:25,747, 15. Nico Hülkenberg (Williams) 1:25,748, 16. Kamui Kobayashi (Sauber) 1:25,777, 17. Jaime Alguersuari (Toro Rosso) 1:26,089, 18. Witali Petrow (Renault) 1:26,471, 19. Heikki Kovalainen (Lotus) 1:28,797, 20. Jarno Trulli (Lotus) 1:29,111, 21. Timo Glock (Virgin) 1;29,592, 22. Lucas di Grassi (Virgin) 1:30,185, 23. Bruno Senna (Hispania) 1:30,526, 24. Karun Chandhok (Hispania) 1:30,613

Die WM-Stände

Fahrerwertung:
1. Fernando Alonso 37
2. Felipe Massa 33
3. Jenson Button 31
4. Lewis Hamilton 23
5. Nico Rosberg 20
6. Robert Kubica 18
7. Sebastian Vettel 12
8. Michael Schumacher 9
9. Vitantonio Liuzzi 8
10. Mark Webber 6
11. Rubens Barrichello 5

Teamwertung:
1. Ferrari 70
2. McLaren-Mercedes 54
3. Mercedes 29
4. Renault 18
5. Red-Bull-Renault 18
6. Force-India-Mercedes 8
7. Williams-Cosworth 5

Nächster WM-Lauf: Großer Preis von Malaysia am 4. April in Kuala Lumpur.