EM-Kolumne „Extrawurst“Frankreich gegen Belgien – oder warum 1986 aus Gaëtan nichts wurde

EM-Kolumne „Extrawurst“ / Frankreich gegen Belgien – oder warum 1986 aus Gaëtan nichts wurde

So manch einer wird sich noch gerne an diesen fantastischen Samstag, den 28. Juni 1986 erinnern. Er lieferte alle Zutaten für einen perfekten Fußball-Grillabend in guter Gesellschaft. In Mexiko fand die wohl wichtigste Partie der gesamten Weltmeisterschaft statt: das Spiel um Platz drei. Ein Finale für Verlierer gilt noch immer als sportlicher Höhepunkt, der die tatsächlichen Endspiele gerne mal in den Schatten stellt. Frankreich setzte sich dann (fast gegen seinen Willen und mit viel Reservebank in der Startelf) in einem sagenumwobenen Krimi in der Verlängerung mit 4:2 gegen die Nachbarn aus Belgien durch. Und ausgerechnet heute, 38 Jahre und drei Tage später, werden wir mit einer Wiederholung belohnt. Zwei der enttäuschenden Teams der Gruppenphase geben sich die Ehre.

Dieser besondere, fußballerische Moment blieb mir bei der WM noch verwehrt – ich verbrachte nämlich meine allerletzten Stunden als Ungeborenes und verpasste somit die zwischenzeitliche Führung von Jean-Pierre Papin. Zumindest über besagten JPP hörte ich in den ersten Lebensjahren allerdings sehr viel. Genauso oft fiel der Vorname Gaëtan. Der sehnlichste Wunsch meines Vaters, seinen Erstgeborenen nach dem damaligen Torhüter des RC Lens zu benennen, scheiterte – wie man heute weiß – kläglich. An dieser Stelle gehen Grüße raus an Herrn Huard, der am Ende seiner Karriere immerhin 357 Ligue-1-Duelle auf dem Konto hatte.

Seien wir ehrlich: Wäre mein Vater damals (wie auch heute noch …) kein „Bleu“ durch und durch gewesen, hätte er die Gemeindeverwaltung wohl Diego auf den Geburtsschein eintragen lassen. Denn ob nun ein französischer Torhüter oder Maradona – beide hatten bekanntlich 1986 irgendwo ihre Hände im Spiel …

Für werdende Eltern ist der Ausgang unseres heutigen „Clasico der FLF-Nachbarn“ also wieder einmal ein entscheidender Moment in der Namensfindung: Steht uns eine Kylian-Flut oder ein Revival für Kevins bevor? Als es vor 38 Jahren um die goldene Himbeere des Fußballs ging, war den Protagonisten dies vielleicht nicht bewusst, welchen Einfluss sie auf die nächste Generation haben würden. Mit Deutschlands Einzug ins Viertelfinale erhöhen sich schon jetzt die Chancen, dass wir es in Zukunft noch mit jungen Thomas’ zu tun haben werden. Die Belgier hätten sicher nichts dagegen, wenn dieser Vorname morgen noch von Aktualität wäre …