OlympiaLos Angeles 2028: Kein Eiffelturm, aber Hollywood

Olympia / Los Angeles 2028: Kein Eiffelturm, aber Hollywood
Der „Intuit Dome“ wird die neue Heimat der LA Clippers werden und soll 2028 für die olympischen Basketballspiele genutzt werden  Foto: AFP/Patrick T. Fallon

Wie Paris wird in vier Jahren auch Los Angeles zum dritten Mal Olympiastadt sein. Der Kontrast könnte kaum größer sein.

Die Latte liegt hoch, verdammt hoch. Los Angeles, das die Amerikaner für gewöhnlich mit „L.A.“ abkürzen, hat keinen Eiffelturm, kein Grand Palais, keine place de la Concorde. Es hat immerhin einen Fluss, den 82 Kilometer langen Los Angeles River, aber der ist im Bereich dieser gewaltigen Metropole alles andere als ein Fluss. Sondern eine hässliche Betonwanne, die selten bis nie Wasser führt. Hollywood dreht dort Filme, „Termintor 2“ oder „Leben und Sterben in L.A.“.

Nein, mit spektakulären historischen Schauplätzen in seinem Herzen kann Los Angeles nun eher nicht glänzen. Downtown L.A. ist eher ein 15 Quadratkilometer großer Brei aus Wolkenkratzern und Zweckgebäuden. Das hat auch der ewige, von Paris völlig verzückte IOC-Präsident Thomas Bach mittlerweile festgestellt. „In L.A. gibt es nicht so ein Stadtzentrum mit solchen ikonischen Wahrzeichen wie in Paris“, sagte er. Das ist faktisch richtig, klingt aber ein bisschen nach einem Tritt vors Schienbein.

Der Vergleich mit Paris wird immer hinken, aber es gibt auch in Downtown L.A. ältere und neuere architektonische Wahrzeichen. Vor allem: Viele der Gebäude dienen dem Zweck, der für Olympische Spiele maßgeblich ist – es sind seit Jahren erprobte oder hypermoderne Sportstätten. Zu ihnen gehört auch das ikonische Memorial Coliseum, erbaut 1923 und bereits Schauplatz der Olympischen Spiele 1932 und 1984. In der „Grand Old Lady“ soll LA2028 am 14. Juli 2028 eröffnet werden und am 30. Juli enden.

„Wir haben keinen Eiffelturm“, weiß auch Casey Wasserman, Präsident des Organisationskomitees LA2028. Aber, hebt er stolz hervor, „wir haben das Hollywood-Zeichen, wir haben unglaubliche Sportstätten, wir haben eine unglaubliche Geografie.“ Beim Blick auf die Geografie wird freilich auch deutlich: Oklahoma City, wo unter anderem Kanuslalom stattfinden soll, liegt 2.137 Kilometer östlich von Los Angeles. 1984 war Kanuslalom nicht olympisch. Und der Los Angeles River? Nun ja.

Die große Show

Los Angeles hat neben vielen Vorzügen allerdings auch Staus bis zum Horizont, oder mehr Obdachlose als manche französische Stadt Einwohner, 75.000. Karen Bass, amtierende Bürgermeisterin, hat nun in Paris versprochen, dass sie anpacken will. Obdachlose sollen in Wohnprojekte und die Spiele die „No Car Games“ werden: Wer zu den Schauplätzen will, sagt Bass, „muss den Bus nehmen“, dafür „bauen wir den öffentlichen Nahverkehr aus“. Das klingt so absurd wie die Behauptung, L.A. sei nicht durch Erdbeben gefährdet.

In Los Angeles wissen sie dafür, wie der olympische Kapitalismus funktioniert: Sie haben ihn erfunden. Die Spiele 1984 waren die ersten rein privatwirtschaftlich organisierten. Der damalige OK-Chef Peter Ueberroth zog mit dem Segen des klammen IOC 34 Sponsoren an Land, die mit und bei Olympia warben. Sie zahlten 123 Millionen Dollar. Der Überschuss des OK betrug 232 Millionen Dollar – das IOC sah davon keinen Cent. Sponsorengelder kassiert es deshalb mittlerweile lieber selbst.

Es ist auch nicht so, dass L.A. noch keine ikonischen olympischen Momente geschaffen hätte. 1984, bei der Eröffnungsfeier, spielten Pianisten auf 77 Flügeln die „Rhapsody In Blue“ von Gershwin, danach flog plötzlich der „Rocket Man“ durch das Coliseum. Von großer Show verstehen sie etwas in L.A., Hollywood eben. Und einen Eiffelturm haben sie irgendwie ja auch. Er steht, für Amerikaner läppische vier Autostunden entfernt, in Las Vegas. Vor dem Hotel „Paris“.

Das verändert sich

Breaking: Die Tanzsportart wird wieder gestrichen.
Boxen: Die Zukunft ist ungewiss, es steht vorerst nicht im Programm. Eine Entscheidung soll 2025 fallen.
Moderner Fünfkampf: Das Reiten wird durch ein „Obstacle Race“ ersetzt.
Baseball/Softball: Beide Sportarten, Baseball für Männer, Softball für Frauen, waren schon mehrfach im olympischen Programm, zuletzt 2021 in Tokio und sind es auch 2028.
Cricket: War bislang nur bei den Olympischen Spielen 1900 im Programm. In Los Angeles wird es in einer kurzen Variante (Twenty20) gespielt werden.
Flag Football: Die Variante des American Football. Die Spieler tragen keine Schutzkleidung, sie tragen stattdessen drei Bänder am Gürtel, wird eines herausgezogen, gilt dies als Tackle.
Lacrosse: War bereits 1904 und 1908 Teil des olympischen Programms. In Los Angeles wird es auf einem kleineren Feld als üblich gespielt.
Squash: Die Sportart hatte sich zuvor viermal vergeblich um Aufnahme beworben, nun feiert sie Premiere.