Yannick KakokoNeuer Racing-Trainer will eigene „Identität“ erschaffen

Yannick Kakoko / Neuer Racing-Trainer will eigene „Identität“ erschaffen
Voll engagiert, wie immer: Yannick Kakoko Foto: Editpress/Yannick Kakoko

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Yannick Kakoko hat beim Racing eine Mission. Er will den Hauptstadtverein wieder erfolgreicher machen und eine neue Identität erschaffen. Bisher scheint dem deutschen Trainer dies zu gelingen.

Herr Kakoko, wenn man auf Ihre Historie als Trainer zurückblickt, scheinen erste Spieltage einer Saison nicht unbedingt ihre Paradedisziplin zu sein. In den vergangenen drei Jahren konnten Sie keinen Sieg holen.

Yannick Kakoko (lacht): Das war mir gar nicht so bewusst. Aber wenn ich so darüber nachdenke, dann hat es in der Tat an jedem ersten Spieltag nicht so funktioniert, wie ich mir das vorgestellt hatte. Das liegt wahrscheinlich aber auch daran, dass ich dreimal mit Mannschaften an den Start gegangen bin, die sich über den Sommer stark verändert hatten. In Petingen war das zweimal der Fall und jetzt auch beim Racing. Aber insgesamt ist der erste Spieltag immer schwierig. Es spielen so viele Faktoren mit. Rodange (1:1 gegen Racing, Anm. d. Red.) hat keine außergewöhnliche Leistung abgeliefert. Sie haben halt ein glückliches Tor gefunden und dadurch hat sich das Spiel verändert.

Aber danach lief es ja deutlich besser. Sieben Punkte aus den ersten drei BGL-Ligue-Spielen gab es in der Hauptstadt zuletzt vor 13 Jahren zu feiern. Ein erster Grund, stolz zu sein?

Ich bin zufrieden damit, wie es aktuell läuft und auf diese Leistungen kann man aufbauen. Diese Statistik löst in mir jetzt keine speziellen Emotionen aus. Es klingt klischeehaft, aber wichtig ist das, was am Ende der Saison passiert. In meiner ganzen Karriere habe ich immer von Spiel zu Spiel geschaut und das wird auch in Zukunft so sein. 

Hat es Sie selbst überrascht, dass sie gegen Wiltz und Hostert solch klare Siege einfahren konnten?

Überrascht ist vielleicht das falsche Wort. Aber ich hätte es nicht erwartet. Ich bin sehr zufrieden mit der Spielweise. Wir haben sehr viele Stunden in die Art und Weise, wie wir spielen wollen, investiert. Jetzt geht es aber darum, weiter Fortschritte zu machen. In beiden Spielen hatten wir auch Phasen, die nicht so gut waren und in denen wir Gegentore hätten kassieren können. Es gibt demnach noch viel Luft nach oben.

Sehen Sie den Racing-Kader als komplett an oder werden Sie noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv?

Ich bin offen, aber auch zufrieden mit dem Kader. Die Jungs arbeiten sehr gut, es herrscht eine gute Atmosphäre und die Kultur, die wir in den Verein hereinbringen wollen, wächst. In den kommenden Tagen werden wir die Lage mit dem Sportvorstand analysieren und dann entscheiden, ob wir noch einmal aktiv werden wollen.

Wir wollen für eine bestimmte Arbeitskultur stehen und sollten stolz darauf sein, die Hauptstadt Luxemburgs zu repräsentieren 

Yannick Kakoko, RFCUL-Trainer

„Atmosphäre“ und „Kultur“ sind nicht unbedingt Stichworte, die man in der Vergangenheit mit dem Racing in Verbindung brachte.

Dafür kann ich nichts. Wir wollen eine ganz klare Identität – nach innen wie nach außen. Es ist mir wichtig, dass der Racing für eine bestimmte Spielphilosophie steht. Der Verein ist bekannt dafür, eine sehr gute Jugendarbeit zu verrichten. Davon will ich profitieren und sie auch noch weiterentwickeln. Bei der Kultur geht es mir darum, dass wir für eine bestimmte Arbeitskultur stehen und auch, dass wir stolz darauf sein sollten, die Hauptstadt Luxemburgs zu repräsentieren. 

Manche waren überrascht, dass Sie das Angebot des Racing angenommen haben. Der Verein sah irgendwie nach einem sinkenden Schiff aus. War der Wechsel von Petingen zum RFCUL mit einem gewissen Risiko verbunden?

Nicht wirklich, denn ich hatte sehr gute Gespräche mit Präsidentin Karine Reuter und den beiden Sportdirektoren Romain Ruffier und Faz Kuduzovic. Frau Reuter hat mir gesagt, dass sie aus verschiedenen Fehlern, die in der Vergangenheit gemacht wurden, ihre Lehren gezogen hat und Dinge, die gut gemacht wurden, fortführen will. Ich habe mir dann auch überlegt, wie ich arbeiten will und bin dann zum Schluss gekommen, dass der Racing der richtige Verein für mich ist. Ich möchte in diesem Jahr in Ruhe arbeiten können – das war vergangene Saison nicht der Fall. Ich stehe für Ruhe und der Racing will in Zukunft auch dafür stehen.

Gab es Angebote aus dem Profibereich?

Ich rede ungern über andere Angebote, da ich mich für den Racing entschieden habe.

Mit Romain Ruffier (Sportdirektor) und Delvin Skenderovic (Nachwuchskoordinator) haben zwei ihrer Spieler verantwortliche Posten im Verein. Eine durchaus einzigartige Konstellation. Wie gehen Sie damit um?

Die Konstellation ist eindeutig, speziell, aber ich kannte das Organigramm, bevor ich unterschrieben habe. Romain Ruffier kenne ich seit meinem 13. Lebensjahr. Wir haben zusammen beim FC Metz gespielt. Delvin Skenderovic kenne ich aus meiner Düdelinger Zeit. Für mich war wichtig, dass von vornherein die Rollen klar verteilt sind und die Kommunikation offen ist. Ich sehe die Konstellation als Vorteil, da ich sehr nahe am Sportvorstand und der Jugendakademie dran sein kann.

Birgt dies nicht doch ein gewisses Konfliktpotenzial? Ihr Torwart könnte immerhin Ihre Entlassung in die Wege leiten.

Das stimmt, aber eine Entlassung muss nicht immer etwas Negatives sein. Aber das wäre der falsche Ansatz. Ich bin ein Mensch, der immer sehr optimistisch an neue Aufgaben herangeht. Außerdem habe ich mich nach den Gesprächen sehr bewusst dafür entschieden, mit Romain Ruffier zusammenzuarbeiten.

Zurück zum Sport: Welches Potenzial steckt diese Saison in Ihrer Mannschaft?

Der Verein ist in den vergangenen vier Jahren jede Saison weiter in der Tabelle abgerutscht. Vergangene Saison stand der Racing auf dem zehnten Platz. Dieser Trend muss gestoppt werden. Grundsätzlich erwarte ich mir von allen Spielern den sportlichen Durchbruch. Einige Talente sollen sich etablieren und zu echten BGL-Ligue-Spielern werden. Wie groß das Potenzial schlussendlich ist, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt sehr schwer sagen. 

Ist Rückkehrer Yann Mabella so etwas wie ihr Königstransfer?

Er hat die vergangenen beiden Jahre in Virton und Mannheim nur sehr wenig Spielzeit bekommen. Jetzt hat er wieder die Möglichkeit, sich zu beweisen. Ob er ein Königstransfer ist, wird die Zukunft zeigen. Das ist davon abhängig, wie oft er trifft. Aber ich bin sehr zufrieden mit seiner Vorbereitung auf die Saison und dass er bereits drei Tore auf dem Konto stehen hat. Er und seine Mitspieler müssen sich aber noch besser kennenlernen, damit das Ganze mehr Form annimmt.

Der nächste Gegner heißt Strassen. Ein anderes Kaliber als die bisherigen Gegner?

Strassen ist eine Mannschaft, die sich in den vergangenen Jahren immer mehr an die ersten vier Plätze angenähert hat. Es ist eine gute Mannschaft, die sich gut verstärkt hat. Beim 3:0 gegen Wiltz haben sie Fehler sofort bestraft. Ich erwarte mir ein sehr schwieriges Spiel.

Steckbrief

Name: Yannick Kakoko
Geboren am 26.1.1990 in Saarbrücken (D)
Vereine als Aktiver: 1. FC Saarbrücken (D), FC Metz (F), Bayern München, Greuther Fürth, VfR Aalen, SV Wehen, Waldhof Mannheim, FC Homburg (alle D), FC Wohlen (CH), Miedz Legnica, Arka Gdynia (beide POL), F91, UT Petingen, Halberg Brebach (D)
Vereine als Trainer: UT Petingen, Racing Luxemburg (seit 1.7.2024)