Tour de FrancePogacar krönt Traum-Wochenende in den Pyrenäen / Enorme Arbeit von Jungels

Tour de France / Pogacar krönt Traum-Wochenende in den Pyrenäen / Enorme Arbeit von Jungels
Vor der letzten Tour-Woche hat sich Tadej Pogacar einen komfortablen Vorsprung erarbeitet Foto: Anne-Chrstine Poujoulat/AFP

Tadej Pogacar fliegt in den Pyrenäen dem dritten Toursieg entgegen. Nach seinem Doppelsieg am Wochenende geht der Slowene mit komfortablem Vorsprung in die entscheidende Phase der Rundfahrt. Aus luxemburgischer Sicht leistete Bob Jungels am Sonntag enorme Arbeit für seinen Teamkollegen Jai Hindley, die allerdings unbelohnt bleib. 

Tadej Pogacar riss die Arme in die Höhe und bot den Radsportfans am legendären Plateau de Beille ein fast schon gewohntes Bild. Der slowenische Superstar hat den Angriff seines Rivalen Jonas Vingegaard abgeschmettert und den Vorsprung im Kampf ums Gelbe Trikot an einem spektakulären Pyrenäen-Wochenende ausgebaut. Am Tag nach seinem Triumph bei der ersten Bergankunft der Tour de France siegte Pogacar auch am französischen Nationalfeiertag im Solo.

„Ich konnte mir fast nicht vorstellen, dass es so kommt – es war ein unglaublicher Tag. Es sieht jetzt gut aus, aber wir müssen in der letzten Woche konzentriert bleiben“, sagte Pogacar im Ziel: „Ich war durchaus am Limit, als Jonas attackiert hat, aber mit meiner Form bin ich super zufrieden.“

Pogacar, der Vingegaard beim Kletterspektakel am Sonntag deutlich distanzierte und dem Titelverteidiger weitere 68 Sekunden abnahm, liegt in der Gesamtwertung nach der 15. Etappe nun 3:09 Minuten vor dem Dänen. Der dritte Tour-Sieg dürfte dem Mann vom UAE Team Emirates in der entscheidenden Woche der Rundfahrt nach der Gala nur noch schwer zu nehmen sein – und damit auch das Double aus Sieg beim Giro d’Italia und der Frankreich-Rundfahrt.

Jungels als Ausreißer

Für Vingegaard, der auf den letzten Metern den Kopf hängen ließ, rückt das Tour-Triple nach 2022 und 2023 hingegen in weite Ferne. „Wir hatten den Plan, Pogacar zu attackieren. Aber er war immer noch zu stark. Wir wussten, dass es so laufen kann, aber wir mussten es versuchen“, sagte Grischa Niermann, Sportlicher Leiter bei Vingegaards Team Visma-Lease a bike.

Dabei hatte der Däne 10,5 km vor dem Ende zunächst die Initiative ergriffen. Mit seinem Antritt sprengte er die Gruppe der verbliebenen Topfahrer um den Gesamtdritten Remco Evenepoel aus Belgien (Soudal Quick-Step/+ 5:19) – doch Pogacar wurde er damit nicht los. Im Gegenteil! Fünf Kilometer vor dem Ende setzte der Slowene seinen Konter und flog im Anschluss seinem dritten Etappensieg bei der 111. Tour entgegen. „Ich habe gemerkt, dass er doch nicht ganz die Beine hat“, sagte Pogacar.

Bob Jungels sorgte in der Ausreißergruppe für hohes Tempo
Bob Jungels sorgte in der Ausreißergruppe für hohes Tempo Foto: Marco Bertorello/AFP

In der Ausreißergruppe des Tages fand sich am Sonntag Bob Jungels wieder. 21 Fahrer waren zu Beginn vorne dabei, darunter neben dem Luxemburger seine Teamkollegen Matteo Sobrero und Jai Hindley, aber auch Michal Kwiatkowski, Richard Carapaz oder Enric Mas. Und es war immer wieder Jungels, der das Tempo forcierte. Am Schluss des Col de Mente gingen Jungels die Kräfte aus, er musste abreißen lassen. In der Abfahrt schloss er wieder zur Führungsgruppe auf und sorgte weiter für hohes Tempo an der Spitze der Gruppe. 

Nachdem Jungels enorme Arbeit für seine Teamkollegen und auch die gesamte Echappée, deren Vorsprung auf fast 4 Minuten anwuchs, geleistet hatte, ließ er die Besten am Col d’Agnès ziehen. Am Ende sollte es aber weder für Hindley noch für die Ausreißer reichen: Zu stark waren Pogacar und Co. am Sonntag. Jungels rollte als 27. mit 22:03 Minuten Rückstand ins Ziel, zeigte aber eine starke Leistung. 

Pidcock raus

Am Samstag hatte Pogacar bereits ein Statement gesetzt und den überraschenden Tagessieg seines großen Rivalen am Mittwoch gekontert. Der Slowene sicherte sich auf der 14. Etappe mit einer taktischen Meisterleistung den Tagessieg und nahm Vingegaard 39 Sekunden ab. Evenepoel bekam beim Ausscheidungsrennen mit drei Anstiegen, darunter der legendäre Col du Tourmalet, sogar 1:10 Minuten aufgebrummt.

Büßte am Samstag und Sonntag wieder Zeit ein: Jonas Vingegaard
Büßte am Samstag und Sonntag wieder Zeit ein: Jonas Vingegaard Foto: Thomas Sanson/AFP

Bereits auf dem Heimweg befand sich zu diesem Zeitpunkt der Brite Thomas Pidcock (Ineos Grenadiers). Der Mountainbike-Olympiasieger war einen Tag nach der Aufgabe von Pogacar-Helfer Juan Ayuso der nächste prominente Corona-Fall der Tour. Am Montag steht nun erst mal ein Ruhetag an, bevor die Tour in die letzte Woche startet. (SID/pg)

Im Überblick

14. Etappe: Pau – Saint-Lary-Soulan Pla d’Adet (151,9 km):
1. Tadej Pogacar (Slowenien/UAE Emirates) 4:01:51 Stunden, 2. Jonas Vingegaard (Dänemark/Visma-Lease a Bike) 0:39 Minuten zurück, 3. Remco Evenepoel (Belgien/Soudal Quick-Step) 1:10, 4. Carlos Rodriguez (Spanien/Ineos Grenadiers) 1:19, 5. Giulio Ciccone (Italien/Lidl-Trek) 1:23, 6. Santiago Buitrago (Kolumbien/Bahrain Victorious), 7. Adam Yates (Großbritannien/UAE Emirates) alle gleiche Zeit, 8. Felix Gall (Österreich/Decathlon Ag2r La Mondiale) 1:26, 9. Matteo Jorgenson (USA/Visma-Lease a Bike) 1:29, 10. Derek Gee (Kanada/Israel- Premier Tech), … 44. Bob Jungels (Luxemburg/Red Bull-Bora hansgrohe) 15:25, … 49. Kevin Geniets (Luxemburg/Groupama-FDJ) 17:22

15. Etappe: Loudenvielle – Plateau de Beille (197,7 km):
1. Pogacar 5:13:55 Stunden, 2. Vingegaard 1:08 Minuten zurück, 3. Evenepoel 2:51, 4. Mikel Landa (Spanien/Soudal Quick-Step) 3:54, 5. João Almeida (Portugal/UAE Emirates) 4:43, 6. A. Yates 4:56, 7. Buitrago 5:08, 8. Rodriguez, gleiche Zeit, 9. Richard Carapaz (Ecuador/EF Education-EasyPost) 5:41, 10. Gall 5:57, … 27. Jungels 22:03, … 50. Geniets 41:00

Stand in der Gesamtwertung nach 15 von 21 Etappen:
1. Pogacar 61:56:24 Stunden, 2. Vingegaard 3:09 Minuten zurück, 3. Evenpoel 5:19, 4. Almeida 10:54, 5. Landa 11:21, 6. Rodriguez 11:27, 7. A. Yates 13:38, 8. Ciccone 15:48, 9. Gee 16:12, 10. Buitrago 16:32, … 41. Jungels 1:41:52, … 61. Geniets 2:34:11