EM 2024Rekord-Europameister: Spanien jubelt dank seiner Wunderkinder

EM 2024 / Rekord-Europameister: Spanien jubelt dank seiner Wunderkinder
Spaniens Jungstars Nico Williams und Lamine Yamal haben die Europameisterschaft entscheidend geprägt Foto: AFP/Jewel Samad

Spaniens unbezwingbare Ballzauberer haben ihren makellosen Erfolgslauf historisch vollendet. Die „Furia Roja“ gewann am Sonntagabend in Berlin das große EM-Finale gegen England mit 2:1. 

Die sensationellen spanischen Ballartisten fanden sofort wieder zusammen. Nach dem Schlusspfiff einer perfekten EM sprintete das ausgewechselte Wunderkind Lamine Yamal wie verrückt geworden zurück auf den Platz – und rutschte Nico Williams auf Knien in die Arme. Die beiden Jungstars haben diese Europameisterschaft entscheidend geprägt, sie haben das Publikum verzaubert, und sie entschieden auch das Finale von Berlin gegen untröstliche Engländer. Deren Starstürmer Harry Kane, immer noch ohne Titel, schlich mit den Händen vor den Augen traurig über den Rasen.

Welch einen Anblick boten dagegen die Spanier! Sie tanzten im Mittelkreis, sie rannten zur roten Kurve, während in einem kleinen Zimmer in den Katakomben der Coupe Henri Delaunay für sie graviert und mit rot-gelben Bändern geschmückt wurde. Es scheint, als sei die Übergabe des Silberpokals mit dem stolzen König Felipe eine sehr frühe Krönung einer neuen spanischen Fußballer-Generation, die noch weit, weit mehr erreichen kann.

Jedenfalls haben die Ballzauberer ihren makellosen Erfolgslauf historisch vollendet. Der Favorit erklomm mit einem 2:1 (0:0) zwölf Jahre nach dem letzten Triumph erneut den EM-Thron und erhob sich mit dem vierten Titel zum alleinigen Rekord-Europameister. „Wunderbar. Ich bin so froh. Wir sind Europameister!“, rief Williams, der zum Spieler des Spiels gewählt wurde.

Erster Titel seit 2012

Der 22-Jährige traf nach Zuspiel von Yamal, der nun mit 17 Jahren der jüngste Europameister jemals ist, zur Führung (47.). Mikel Oyarzabal (86.) machte den ganz großen Coup perfekt: Spanien jubelte wie schon 1964, 2008 und 2012. Mit dem siebten Sieg im siebten Turnierspiel setzte sich Spanien vor Deutschland (drei Titel) an die Spitze der Europameister-Liste und übertraf mit 15 Toren den bisherigen französischen EM-Rekord aus dem Jahr 1984.

Im Olympiastadion, wo das Team von de la Fuente am 15. Juni mit einem 3:0 gegen Kroatien ins Turnier gestartet war, zerstörten Kapitän Alvaro Morata und Co. die englischen Hoffnungen auf den ersten EM-Titel – trotz des zwischenzeitlichen Ausgleichs durch Cole Palmer (73.). Nach der dramatischen Elfmeter-Pleite im eigenen Land gegen Italien vor drei Jahren ging die Mannschaft von Trainer Gareth Southgate am Ende erneut leer aus.

Auf der Tribüne fieberte der spanische König Felipe neben Prinz William und Bundeskanzler Olaf Scholz mit, auch der frischgebackene Wimbledon-Sieger Carlos Alcaraz hatte kurz nach seinem Triumph gegen Novak Djokovic auf einen weiteren spanischen Sieg am Abend gehofft. Von einer Favoritenrolle hatte de la Fuente im Vorfeld jedoch nichts wissen wollen und sein Team dazu aufgefordert, „die beste Version“ seiner selbst zu sein.

Für den Showdown gegen England kehrten die im Halbfinale gegen Frankreich (2:1) gesperrten Dani Carvajal und Robin Le Normand zurück in die Startelf, Jesus Navas und Nacho nahmen deshalb erst einmal wieder auf der Bank Platz. Bei England ersetzte Luke Shaw im linken Mittelfeld Kieran Trippier und behielt dort gleich im ersten Duell mit Youngster Yamal die Oberhand.

Viel lief bei Spanien zu Beginn über die linke Seite, Williams dribbelte immer wieder Richtung englischer Strafraum, wurde dabei aber unter anderem von John Stones gestoppt (12.). De la Fuentes Team begann kontrolliert und mit viel Ballbesitz, konnte daraus aber kein Kapital schlagen. Zu gefährlichen Torchancen kam zunächst jedoch keines der beiden Teams.

England wurde zwar aktiver, doch Rodri warf sich kurz vor der Pause in einen Schuss von Englands Kapitän Harry Kane. Wenig später versuchte es Phil Foden (45.+1) nach einem Freistoß aus kurzer Distanz, scheiterte bei der bis dahin besten Möglichkeit der Partie allerdings an Spaniens Keeper Unai Simon.

Nach der Pause startete dann aber die spanische Flügelzange durch, nach Vorarbeit von Yamal traf Williams zur Führung und glänzte kurz darauf beinahe als Vorlagengeber. Doch der Leipziger Dani Olmo verzog (49.), Williams selbst setzte einen weiteren Schuss neben das Tor (56.), Yamal scheiterte an Jordan Pickford (66.). Spanien ließ nicht nach und machte weiter Druck, der kurz zuvor eingewechselte Palmer brachte England jedoch wieder ins Spiel.

Danach schnürte Spanien den Gegner ein – und dann traf Oyarzabal entscheidend nach Vorlage von Marc Cucurella. Der Linksverteidiger wurde nach seinem Handspiel gegen Deutschland im Viertelfinale wieder 90 Minuten lang ausgepfiffen. (SID)