ParalympicsVon Badminton bis Volleyball: Die 22 Sportarten bei der XVII. Auflage in Paris

Paralympics / Von Badminton bis Volleyball: Die 22 Sportarten bei der XVII. Auflage in Paris
Das französische Blindenfußballteam bei einer Trainingseinheit vor den Olympischen Spielen Foto: AFP/François Lo Presti

Beim Tennis darf der Ball zweimal aufkommen und beim Fußball gibt es zwar kein Abseits, dafür darf die Augenbinde nicht fehlen: Wenn am Mittwoch in Paris die 17. Sommer-Paralympics (28. August bis 8. September) eröffnet werden, stehen mit Ausnahme von Boccia und Goalball von den Olympischen Spielen bekannte Sportarten auf dem Programm. Allerdings sind Regeln und Wettkampfablauf nicht immer deckungsgleich, im Gewichtheben wird sich beispielsweise im Bankdrücken – einer Disziplin, die aus dem Powerlifting bekannt ist – gemessen. Die Liste der Sportarten im Überblick.

Badminton: Das Regelwerk im Para-Badminton ist im Vergleich zur olympischen Variante nahezu identisch. Die einzige Ausnahme bildet die Spielfeldbegrenzung: Rollstuhlfahrer spielen im Einzel auf dem halben Feld ohne den Bereich zwischen Netz und der vorderen Aufschlaglinie. Die Klassen mit Einschränkungen an den Armen oder Beinen und Kleinwüchsige spielen auf dem bekannten Badmintonfeld. Einzelfall: In der stehenden Startklasse SL3 wird auf einem kompletten Halbfeld gespielt.

Basketball: Bis auf wenige Ausnahmen entspricht das Regelwerk im Rollstuhlbasketball dem des „Fußgänger-Basketballs“. Die Spieler werden in Klassifizierungen eingestuft und erhalten je nach Grad ihrer Einschränkung eine Einstufung von 1,0 bis 4,5 Punkten. Die Gesamt-Klassifizierungspunktzahl der fünf auf dem Feld stehenden Akteure darf maximal bei 14 liegen.

Boccia: Die Spieler versuchen, einen Lederball möglichst nah an einer zuvor geworfenen weißen Kugel zu platzieren. Dabei ist auch der Einsatz einer Rampe möglich. Männer und Frauen treten gemeinsam gegeneinander an. Die Einteilung erfolgt in Klassen: Cerebral-Paretiker, die mit der Hand werfen oder mit dem Fuß spielen, jeweils mit und ohne Assistent. Und Menschen mit schweren körperlichen Behinderungen mit und ohne Assistent.

Bogenschießen: Das Regelwerk entspricht dem der Olympischen Spiele und des Weltverbandes. Für die Rollstuhl-Schützen gehört neben dem Recurve- auch der Compoundbogen bei Frauen und Männern zum Programm.

Fechten: Die Rollstühle werden am Boden fixiert, dennoch haben die Sportler auf der Planche einen enormen Bewegungsradius mit dem Oberkörper. Gestartet wird in den Klassen A, B und C, die C-Athleten sind am stärksten eingeschränkt.

Fußball: Im Blindenfußball wird mit fünf Spielern pro Mannschaft gespielt. Die Feldspieler stammen dabei aus drei verschiedenen Sehbehinderungsklassen, tragen aber wegen der Chancengleichheit eine Augenmaske. Eine Ausnahme bildet der Torhüter: Dieser darf Sehfähigkeit besitzen und trägt keine Augenbinde. Zusätzlich hat jede Mannschaft einen Mitspieler hinter dem Tor, der die Spieler mit Zurufen unterstützt. Der Ball ist mit einer Rassel ausgestattet, um den Athleten eine Orientierungsmöglichkeit zu garantieren. Das Spielfeld ist rechteckig und von einer Bande umrandet, es gibt weder Einwürfe, Eckstöße oder Abseits. Ein Spiel dauert 50 Minuten. Blindenfußball wird ausschließlich von Männern betrieben.

Gewichtheben: Die Athleten messen sich im Bankdrücken. Sie werden in jeweils zehn Gewichtsklassen eingeteilt.

Goalball: Eine enorm schnelle Sportart, die von Blinden und Sehbehinderten betrieben wird. Die drei Feldspieler tragen wegen der Chancengleichheit eine Dunkelbrille. Zudem dürfen sie sich nur in ihren Spielhälften aufhalten und müssen während der Partie ruhig bleiben. Überflüssiger Lärm, der den Gegner ablenken könnte, wird mit einer Strafe geahndet. Gespielt wird auf einem 9×18 m großen Feld, das mit tastbaren Linien ausgestattet ist. Ziel ist es, den 1250 g schweren Klingelball ins gegnerische Tor (9 m breit und 1,30 m hoch) zu rollen. Dabei werden Geschwindigkeiten von bis zu 80 km/h erreicht. Abgewehrt werden darf der Ball mit dem gesamten Körper. Die reine Spielzeit beträgt zweimal zwölf Minuten.

Judo: Teilnehmer sind Blinde und Sehbehinderte. Eingeteilt wird nur nach Gewichtsklassen. Gekämpft wird nach den Regeln des Internationalen Verbandes.

Kanu: Die Wettkämpfe werden in zwei Bootsklassen, dem Einzelkajak (KL) und zum zweiten Mal im Auslegerkanu Va’a (VL), über eine Distanz von 200 m ausgetragen. Für Männer sowie Frauen gibt es jeweils drei Startklassen. In Klasse 1 fahren Athleten mit keiner oder einer sehr eingeschränkten Rumpffunktion und keiner Beinfunktion. In Klasse 2 starten Athleten mit teilweiser Rumpf- und Beinfunktion, die aufrecht im Kajak sitzen können. Und in Klasse 3 Athleten mit voller Rumpffunktion und teilweiser Beinfunktion.

Leichtathletik: Die Athleten werden in fünf große Wettkampfklassen eingeteilt. Rollstuhlathleten, Cerebralparetiker (u.a. Spastiker), geistig Behinderte, Blinde bzw. Sehbehinderte sowie die Gruppe der Amputierten. Seit Sydney 2000 finden viele Wettbewerbe in kombinierten Klassen statt, die zum Teil auch unterschiedliche Behinderungsarten zusammenfassen und nach einem Punktesystem gewertet werden.

Radsport: Je nach Grad der Behinderung benutzen die Athleten spezielle Fahrräder. Blinde fahren mit einem Piloten auf einem Tandem. Rollstuhl-Sportler fahren mit handbetriebenen Rollstühlen, sogenannten Handbikes. Alle anderen Athleten benutzen je nach Gleichgewichtszustand Dreiräder oder Zweiräder, die der Behinderung angepasst sein dürfen.

Reiten: Es werden verschiedene Dressuraufgaben sowie eine Kür mit Musik geritten. Die unterschiedlichen Anforderungen ergeben sich aus dem jeweiligen Handicap. Männer und Frauen kämpfen in gemeinsamen Wettbewerben.

Rudern: Die Athleten sind in drei Klassen unterteilt. Im Einer starten Sportler, die ihr Boot durch Einsatz von Arm und Schulter vorantreiben. Im gemischten Doppel-Zweier darf neben den Armen auch der Rumpf eingesetzt werden. In beiden Fällen sind die Sportler auf Brusthöhe am Stuhl fixiert und sitzen auf einem Sitz ohne Rollfunktion. Im Vierer mit Steuermann sitzen zwei Frauen und zwei Männer. Dabei sind Beine, Rumpf und Arme einsetzbar. Startberechtigt sind Sportler mit körperlicher Beeinträchtigung und auch Sehgeschädigte.

Rugby: Beim Rollstuhlrugby nehmen Sportler teil, die an mindestens drei Gliedmaßen eingeschränkt sind. Körperkontakt ist nicht erlaubt, dafür aber nahezu jeder Einsatz des Rollstuhls. Gespielt wird in der Halle auf einem Basketballfeld mit einem Volleyball. Eine Mannschaft besteht aus vier Spielern, die je nach Grad ihrer Einschränkung eine Einstufung von 0,5 bis 3,5 Punkten erhalten. Die Gesamtpunktzahl der Spieler auf dem Platz darf maximal bei acht liegen. Männer und Frauen spielen in einem Team. Ist eine Frau auf dem Feld, reduziert sich die Gesamtpunktzahl der Spieler um 0,5.

Schwimmen: Es wird nach den gültigen Regeln des Weltschwimmverbandes geschwommen, sofern keine behinderungsspezifischen Änderungen notwendig sind, wie zum Beispiel Hilfen bei Wende und Anschlag für sehgeschädigte Schwimmer. Die Wettbewerbe finden in zehn Startklassen für Sportler mit Körperbehinderung und in drei Startklassen für Sehgeschädigte statt.

Sportschießen: Die Pistolen- und Gewehrschützen sind aufgeteilt in zwei Klassen: mit und ohne Auflage zum Schießen.

Taekwondo: Die Disziplin Zweikampf wird überwiegend von Athleten mit Beeinträchtigung an den Armen, zum Beispiel Fehlbildungen oder Amputationen, ausgeübt. Im Vergleich zum Regelwerk der olympischen Variante gibt es einen wichtigen Unterschied: Es darf ausschließlich der Rumpf attackiert werden. Sollte der Kopf getroffen werden, erhält der Gegner einen Punkt. Bei den Frauen und Männern gibt es je drei Gewichtsklassen.

Tennis: Rollstuhltennis wird nach den internationalen Regeln gespielt – mit einer Ausnahme, der „Zwei-Aufsprung-Regel“. Der erste Aufsprung muss im Feld, der zweite darf auch außerhalb erfolgen.

Tischtennis: Die Sportler werden in zehn Startklassen für Athletinnen und Athleten mit körperlichen Beeinträchtigungen sowie in eine mit intellektueller Beeinträchtigung eingestuft. Rollstuhlfahrer, Fußgänger und Spieler mit einer geistigen Behinderung treten jeweils gegeneinander an.

Triathlon: Die Distanz beträgt 750 m beim Schwimmen, 20 km beim Radfahren und 5 Kilometer beim Laufen. Die Radstrecke wird mit Fahrrädern, Handbikes oder Tandems mit Guides zurückgelegt. Die Laufstrecke laufend oder im Rollstuhl. Die Athleten sind je nach Behinderung in sechs Klassen eingeteilt.

Volleyball: Am Sitzvolleyball können alle teilnehmen, die eine körperliche Behinderung haben. Sechs Spieler sitzen auf dem Feld, von denen nur einer an einer minimalen Körperbehinderung leiden darf. Bei den drei Ballkontakten wird der Block nicht mitgezählt. Das Spielfeld ist verkleinert. Die Spieler müssen beim Berühren des Balls immer Bodenkontakt haben und ihre Zuordnung auf dem Feld beibehalten. (SID)

Klassifizierung

Ein ebenso zentrales wie kompliziertes Merkmal des Para-Sports ist die Klassifizierung. Dadurch wird die Zuordnung zu Startklassen hinsichtlich des Ausmaßes, in dem sich die Behinderung auf die grundlegenden Bewegungsabläufe in der jeweiligen Disziplin auswirkt, festgelegt, um einen möglichst fairen Leistungsvergleich zu gewährleisten. Es gibt zehn verschiedene Arten von Beeinträchtigungen, jede Sportart verfügt über ihr eigenes Klassifizierungssystem.

Nur zwei von 22 nicht bei Olympia

Nur zwei der 22 Para-Sportarten haben kein olympisches Pendant. Boccia und Goalball sind exklusiv bei den Paralympics zu sehen.