LeichtathletikZweitschnellste Karrierezeit, doch für Charline Mathias geht das Warten weiter

Leichtathletik / Zweitschnellste Karrierezeit, doch für Charline Mathias geht das Warten weiter
Charline Mathias (l.) war mit der Zeit in der ersten Runde nicht zufrieden Foto: Editpress/Luis Mangorrinha

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Landesmeistertitel am Samstag im INS, zweitschnellste 800-Meter-Zeit ihrer bisherigen Laufbahn, doch für Charline Mathias geht das Warten, ob sie bei den Olympischen Spiele in Paris dabei sein wird, weiter. Ein mental fordernder Prozess.

2:00,68 Minuten! Als Charline Mathias am späten Samstagnachmittag im hauptstädtischen INS das 800-Meter-Rennen wenig überraschend gewann, machte sich Freude, aber auch Enttäuschung im Zielbereich breit. Zum einen war die 32-Jährige gerade nicht nur Saisonbestleistung, sondern die zweitschnellste Zeit ihrer bisherigen Karriere gelaufen – einzig bei ihrem Landesrekord 2018 im belgischen Heusden-Zolder war die Mittelstreckenspezialistin mit 2:00,35 noch schneller gewesen. Doch Charline Mathias wusste auch, dass eigentlich noch mehr, vielleicht sogar eine Zeit unter zwei Minuten drin war. 

„Ich hatte wieder ein Rennen mit einigen kleineren Problemen, denn das Tempo in der ersten Runde war einfach nicht schnell genug, weshalb ich in der zweiten noch einmal extra beschleunigen musste. Über 800 Meter ist es aber nun einmal so, dass in der ersten eigentlich schneller als in der zweiten Runde gelaufen wird“, so die Athletin des CSL, die aber auch das Positive sieht: „Ich habe nicht aufgegeben, wollte ankommen und habe mich noch einmal in der zweiten Runde zusammengerissen. So bin ich in einem immer noch nicht perfekten Rennen meine zweitschnellste Zeit gelaufen.“ Wem sie dies zu verdanken hat, wusste die 32-Jährige dann auch ganz genau, nämlich Trainer Camille Schmit: „Respekt an ihn, er hat mich auf den Punkt in Form gebracht, schon für die EM in Rom und nun hier. Aber es fehlt mir einfach noch das Rennen, um diese Zeit zu schaffen.“

Mental stressig

Dabei hatte Charline Mathias mit der Südafrikanerin Lente Uys sogar extra eine Tempomacherin für die erste Runde an ihrer Seite. Doch diese war in ihrer Rolle noch sichtlich unerfahren und brachte im Endeffekt nicht die erhoffte Zeit. Zu diesem Zeitpunkt in der Saison ist es laut Mathias einfach ungemein schwer, einen starken „Hasen“ zu finden. Viele liefen am Wochenende selbst ihre jeweiligen Landesmeisterschaften, die Schwedin, die dann kommen sollte, durfte schlussendlich aufgrund der Konkurrenz im „Road to Paris“-Ranking nicht. Zwar lief auch das sogenannte „Wavelight“ – die LED-Lichter an der Bahn – mit, das auf 1:59,50 eingestellt war, doch die 32-Jährige betonte, dass sie eine Mitläuferin an ihrer Seite bevorzugt: „Für mich funktioniert das einfach nicht, ich brauche dieses Gefühl, mich mit jemandem messen zu können. Das ‚Wavelight’ ist eine Maschine, die man nie schlagen kann und eher gut für die Tempomacher.“

Und so beginnt für die Mittelstreckenläuferin nun der stressigste Teil des Wochenendes, das Warten auf das neue Ranking, das am Montag oder Dienstag veröffentlicht wird. Die Qualifikationsperiode für die Olympischen Spiele in Paris endet nämlich am 30. Juni, die nächste „Road to Paris“-Rangfolge wird also die sein, die über Freud und Leid entscheiden wird. Über 800 Meter ist die Konkurrenz auf jeden Fall enorm stark, denn bis Sonntag waren 36 Athletinnen die geforderte Norm von 1:59,30 Minuten gelaufen. Insgesamt dürfen in Paris 48 Damen auf dieser Mittelstrecke antreten, davon dürften aber drei Startplätze sogenannte „Universality-Plätze“ sein.

Mathias, die derzeit Rang 47 belegt, müsste demnach noch bis auf Position 45 nach oben klettern, um sicher sein zu können, dass sie nach Rio de Janeiro 2016 an ihren zweiten Olympischen Sommerspielen teilnehmen wird. „Ich habe, trotz der Bedingungen, alles getan, was ich tun konnte. Dieses Qualifikationssystem ist mental für die Athleten enorm stressig“, sagte Mathias, die nach der EM in Rom, bei der sie mit 2:00,78 ebenfalls eine starke Zeit lief, drei Tage kaum schlafen konnte, bis das nächste Ranking veröffentlicht war. „Schon der Elitesport ist mental extrem fordernd und mit diesem Ranking kommt noch ein weiterer Faktor dazu, der nicht unbedingt nötig wäre. Viele Athleten, mit denen ich bei internationalen Wettkämpfen geredet habe, sind davon wenig begeistert.“

Mathias hofft nun auf eine kleine Pause von zwei Tagen, um sich etwas erholen zu können. Die Gedanken werden in den kommenden Stunden sowieso beim Olympia-Ranking liegen.